Die Tora beschreibt den "Kohen Gadol" in dieser Parascha als denjenigen Kohen, der größer als seine Brüder ist, auf dessen Haupt das Salböl gegossen wurde und der bestimmt war, die Kleider (des Kohen Gadol) zu tragen. Dies sind also die zwei Wege, in denen ein Kohen Gadol ernannt wird: Durch das Salböl und durch das Tragen der entsprechenden Gewänder. Die Tora weist hier auf die beiden Phasen hin, die es im Zusammenhang mit den Kohanim gab: Zuerst wurden die Kohanim Gedolim duch das Öl gesalbt. Doch bereits 40 Jahre vor der Zerstörung des ersten Tempels in Jeruschalajim vergruben unsere Weisen mehrere Dinge unter dem Beit Hamikdasch, unter anderem den Aron Hakodesch mit den Tafeln mit den Zehn Geboten, aber auch das Gefäß mit dem Öl, mit dem der Kohn Gadol gesalbt wurde. In der Folge konnte der Kohen Gadol nicht mehr gesalbt werden, wodurch diese Einführung durch das Einkleiden mit den entsprechenden Gewändern geschah. Genau auf diese beiden Phasen in der Geschichte des Volkes und des Tempels weist die Tora hin, wenn sie uns beide Möglichkeiten vorstellt. Denn alle Ereignisse, seien es die einer Privatperson oder die des ganzen Volkes, sind in der Tora angedeutet. 
So G'tt will wird der dritte Tempel wieder aufgebaut und dort wird es wieder ein Salböl geben, mit dem der Kohen Gadol ernannt wird, sowie wir auch in der Schomessre sagen: "Baue dein Haus auf, wie es am Anfang war", also mit einem mittels Öl gesalbten Kohen Gadol.

 


G'tt redete zu Mosche, rede nun zu den Kohanim (...) und sage ihnen: (...)

Der Beginnn der Parascha dieser Woche beschäftigt sich mit den Bestimmungen, wonach Kohanim sich nicht an einem Leichnam verunreinigen dürfen. Davon ausgenommen sind einige der nächsten Verwandten. Die doppelte Formulierung "rede und sage" erklärt Raschi damit, dass "die Großen betreffs der Kleinen gewarnt" werden. Damit ist gemeint, dass die erwachsenen Kohanim verplichtet sind, darauf zu achten, dass sich auch die kleinen Söhne der Kohanim nicht verunreinigen. Dies ist eine ungewöhnliche Bestimmung. Die meisten Gebote gelten erst ab dem Alter von Bat-/Bar-Mizwa. Es gibt zwar die Verpflichtung der Chachamim, dass Eltern ihre Kinder zu den Geboten erziehen müssen. Eine Torah-Verpflichtung betreffend Kindern gibt es außer in dem hier besprochenen Fall aber nur bei zwei anderen Bestimmungen: Das Essen von gewissen Kriechtieren sowie von Blut. Doch diese beiden Bestimmungen werden in der Gemara durch eine alternative Lesung der entsprechenden Torastelle hergeleitet, während im Fall der Verunreinigung minderjähriger Kohanim eine eigene Formulierung verwendet wird. Weshalb ist das so? Während in einem den Geboten der Tora verpflichteten Umfeld das Erziehen zum Einhalten der Kaschrut-Regeln und daher auch der Gebote betreffend Kriechtiere und Blut vergleichsweise einfach ist, weil diese Dinge ohnehin von niemandem konsumiert werden, ist die Erziehung der jungen Kohanim betreffend der Verunreinigung ungleich anspruchsvoller. Im Umfeld der jungen Kohanim muss nämlich nur eine ser kleine Gruppe sich an diese Regeln halten, während die meisten dies nie müssen. Die Tora betont deshalb besonders die Pflicht, die Kleinen zu warnen besonders. Der richtige Weg, um dieser Erziehung zum Erfolg zu verhelfen, ist ebenfalls in Raschis Erklärung enthalten: Das Wort für warnen kann auch mit "erleuchten" übersetzt werden: Wenn die Erwachsenen mit guten und positiven Beispiel vorangehen und den Weg für die Kinder erleuchten, werden auch Kohanim, von denen mehr verlangt wird als von ihren Altersgenossen, aber auch religiöse Kinder, die in einem weniger observanten Umfeld aufwachsen, es viel leichter haben, die Regeln anzunehmen. 


Rede nun zu den Kohanim, den Söhnen Aharons (...)

Eigentlich sind die Kohanim die Söhne bzw. Nachfahren Aharons. Weshalb benutzt die Tora hier beide Ausdrücke? Raschi hat dazu einige Erklärungen, unter anderem, dass die Söhne Aharons gemeint sind, aber nicht die Töchter. Damit wird ausgedrückt, dass das Verbot, sich mit Toten zu verunreinigen nur männliche Kohanim betrifft, und nicht die Töchter eines Kohen.

In der Gemara wird die Episode erzählt, wie mehrere Kohanim berichten, wieviel vom Lechem Hapanim sie jeweils bekommen haben. Dabei handelt es sich um ein Brot, das jeweils Freitag gebacken wurde und dann durch ein Wunder eine Woche lang im Tempel frisch und warm blieb und danach an die diensthabenden Kohanim verteilt wurde. Einer erhielt soviel wie eine Bohne, einer wie eine Olive, und der dritte sagte, dass er ein Stück wie ein Schwanz einer Eidechse erhielt. Ein Stück heiligen Brotes mit einem Schwanz eines unreinen Tieres zu vergleichen war so ungewöhnlich, dass dieser Mann überprüft wurde, woraufhin sich herausstellt, dass er kein gültiger Kohen war.
Doch weshalb wurde er überhaupt überprüft. Die Gemara berichtet in einem anderen Fall von einem Kohen, der seine Hände in Seide einwickelte, während er im Tempel diente (um sich nicht zu beschmutzen und so seine Ehre vor die Mizwot stellte) und sofort vom Dienst ausgeschlossen wurde. Selbst wenn der Kohen aus der ersten Episode ein gültiger Kohen gewesen wäre, hätte sein Verhalten und seine Ausdrucksweise ihn für den Dienst unwürdig gemacht, sowie das Verhalten des Kohens, der seine Hände beim Dienst verhüllte.
Doch eine Mischna erklärt, dass der Schwanz einer Eidechse noch zuckt, auch wenn er bereits vom Körper abgetrennt wurde. Er wirkt also so, als wäre er noch voller Leben. Es wäre denkbar gewesen, dass der Kohen den Vergleich seiner Portion mit dem Schwanz einer Eidechse nicht als Herabwürdigung des Lechem Hapanim meinte, sondern die Qualität des Brotes betonen wollte. So wie der Schwanz der Eidechse voller Leben ist, sogar wenn er abgetrennt wurde, so sättigt auch ein kleines Stück vom Lechem Hapanim, es ist also voller Leben.
Kohanim sind alle, die von Aharon abstammen. Doch nicht alle verhalten sich wie "Söhne Aharons." Jeder hat eine Aufgabe und darf nicht vergessen, von wo er stammt, denn auch eine edle Herkunft verpflichtet. Deshalb richtet die Tora hier ihren Befehl an die Kohanim, die auch die Söhne Aharons sind, sich also in seinem Sinne verhalten.