Drei Monate nach seiner Geburt konnte Mosche nicht mehr zu Hause versteckt werden. Um ihn vor der Versenkung im Strom, die für alle jüdischen Buben angeordnet war, zu bewahren, wurde er in ein Schilfkörbchen gelegt und in den Fluss gelegt. Seine Schwester Miriam beobachtete ihn aus der Entfernung, um festzustellen, "was ihm geschehen werde." Die idente Formulierung findet sich viel später in der Tora, als das erste Mal jemand den Schabbat nicht einhält. Das Volk wusste, dass er mit dem Tode zu betrafen ist, aber dennoch steht, dass die Leute wissen wollten "was ihm geschehen werde" - sie wollten wissen, wie er hinzurichten sei. Genauso verhielt es sich bei Miriam: Sie wusste ganz genau, dass Mosche gerettet würde - sie wollte aber wissen, wie dies geschehen würde. Miriam war sich sicher, dass Mosche gerettet werden würde, weil sich das ganze Haus der Familie mit Licht füllte, als Mosche geboren wurde. Dies verstand sie als Zeichen, dass der Erlöser des Volkes geboren wurde, und dieser musste überleben.
Mordechai wandte dieses Prinzip an, als er Esther instruierte, mit König Achaschwerosch zu sprechen. Esther wollte nicht auf eigene Initiative zu ihm gehen, da dies eine Lebensgefahr darstellte. Mordechai entgegnete ihr, dass Erlösung für das jüdische Volk diesfalls von anderer Stelle käme. Auch er sah es, wie Miriam zuvor: Er war sich sicher, dass das Volk nicht untergehen würde, er war nur damit beschäftigt, wie es dazu kommen wird.Seine Schwester befand sich von der Ferne hingestellt wegen der Kunde, was ihm geschehen werde.


(...) denn was war nicht erklärt, was ihm geschehen werde.

Miriam beobachtete den von seiner Mutter in einem Schilfkorn ausgesetzten kleinen Bruder Mosche aus der Ferne. Die Formulierung "was ihm geschehen werde" verwendet die Tora noch an einer anderen Stelle. Ein Mann wurde von Zeugen dabei beobachtet und verwarnt, als er eine am Schabbat verbotene Tätigkeit ausübte. Er wurde bis zur Klärung der Strafe in Verwahrung genommen, da noch unklar war, "was ihm geschehen werde." Raschi erklärt hier, dass klar war, dass er zum Tode verurteilt werden müsse, aber die Methode der Hinrichtung war nicht bekannt.
Der Chafez Chaim beobachtet, dass es sich hier um einen Fall handelte, bei dem das Ergebnis bekannt war, nur der Weg dorthin war unklar. Aufgrund der exakt gleichen Formulierung wendet er diese Erklärung auch auf Miriams Beobachtung von Mosche an: Auch sie wusste, dass er im Endeffet gerettet würde. Sie wollte aber beobachten, wie dies geschehen werde, wer ihn retten und was weiter geschehen würde.
Einerseits kann ihr Vorwissen mit einer Prophezeiung erklärt werden, die sie zuvor schon erhalten hatte, wonach Mosche der Erlöser des Volkes sein würde.
Der heilige Alschich bemerkt dazu, dass der Korb von Mosches Mutter, Jochewed, gebaut wurde und nicht vom Vater Amram. Er erklärt, dass Jochewed eine der beiden Hebammen war, die entgegen den ausdrücklichen Anweisungen des Pharao die männlichen Babys am Leben ließen und sich sogar besonders um sie kümmerten. Sie hatte also mit ihren Händen tausende Buben gerettet. Sie wollte den Korb mit ebendiesen Händen bauen, damit Mosche im Verdienste ihrer Taten so besonders geschützt ist. Dies war der Grund, weshalb sich Miriam so sicher sein konnte, dass Mosche gerettet würde und nur das "Wie" zu beobachten war.
Eine vergleichbare Episode finden wir in der Gemara. Nakdimon ben Gurion finanzierte Brunnen für die Pilger nach Jeruschalajim zu den Feiertagen. Als seine eigene Tochter in einen solchen fiel, war den Weisen auch klar, dass sie nicht durch die Wohltat ihres Vaters direkt zu Schaden kommen konnte, und tatsächlich wurde sie durch ein Wunder gerettet.


Da ging ein Mann aus dem Haus Levi und nahm die Tochter Levis zur Frau. Die Frau wurde schwanger und gebar einen Sohn (...). (Sie) legte das Kind hinein und stellte es in das Schilf am Ufer des Flusses. Seine Schwester befand sich von der Ferne hingestellt (...). Da ging  die Tochter Pharos (...).

In dieser bekannten Geschichte von Mosches Geburt und dem Körbchen, in welchem er auf dem Nil ausgesetzt wurde, wird interessanterweise kein einziger Name erwähnt. Nicht nur Mosche und seine Eltern, sondern auch seine Schwester und sogar die Tochter Pharos bleiben anonym. Wer die jeweils handelnden Personen sind, erklärt uns die Gemara. Doch weshalb macht die Tora so ein Geheimnis aus den Namen der beteiligten Personen?
Raw Jehuda Löw, der "Maharal von Prag", bezieht sich bei seiner Erklärung auf einen Gedanken, der einen Pasuk aus dem Buch Bereischit erklärt: "Seinem Vater aber schickte er wie folgt: Zehn Esel (...)." Diese Esel sollten die Güter tragen, die Josef seinem Vater Ja'akov schickte - weshalb ist es erwähnenswert, wieviele Lastentiere genau mitkamen? Ein Esel ist ein sehr ausdauerndes Lastentier, aber er selbst hat normalerweise keine Ahnung, was er transportiert. Genauso verhält es sich aber oft auch bei Menschen. Man setzt Handlungen scheinbar für sich selbst, merkt aber nicht, dass man die Umsetzung eines g'ttlichen Plans voranbringt. So verhielt es sich auch bei den Brüdern, die Josef verkauften: Sie handelten aus persönlichen Motiven, doch wie ein Lastenesel bemerkten sie nicht, dass sie damit nur einen Plan voranbringen, der schon beim Brit Bejn haBetarim zwischen G'tt und Awraham festgelegt wurde. Um seinen Vater zu beruhigen, der schon gemerkt haben musste, dass sich die zehn Brüder etwas haben zu Schulden kommen lassen, deutete Josef ihm mit den zehn Eseln an, dass seine Brüder wie Esel nur den g'ttlichen Plan vorangebracht haben, und es keinen Grund gibt, ihnen zu zürnen.
Auch in unserer Parascha sind die beteiligten Personen nur Statisten, die zwar den g'ttlichen Plan voranbringen, aber selbst davon nichts wissen und damit nichts zu tun haben. Um zu zeigen, dass die Geburt des Erlösers des Volkes nicht damit zu tun hatte, wer die Eltern oder das Umfeld des Buben waren, erwähnt die Tora absichtlich keine Namen. 


Da ging ein Mann aus dem Haus Levi und nahm die Tochter Levis zur Frau. Die Frau wurde schwanger und gebar einen Sohn (...). (Sie) legte das Kind hinein und stellte es in das Schilf am Ufer des Flusses. Seine Schwester befand sich von der Ferne hingestellt (...). Da ging  die Tochter Pharos (...).

In dieser bekannten Geschichte von Mosches Geburt und dem Körbchen, in welchem er auf dem Nil ausgesetzt wurde, wird interessanterweise kein einziger Name erwähnt. Nicht nur Mosche und seine Eltern, sondern auch seine Schwester und sogar die Tochter Pharos bleiben anonym. Wer die jeweils handelnden Personen sind, erklärt uns die Gemara. Doch weshalb macht die Tora so ein Geheimnis aus den Namen der beteiligten Personen?
Raw Jehuda Löw, der "Maharal von Prag", bezieht sich bei seiner Erklärung auf einen Gedanken, der einen Pasuk aus dem Buch Bereischit erklärt: "Seinem Vater aber schickte er wie folgt: Zehn Esel (...)." Diese Esel sollten die Güter tragen, die Josef seinem Vater Ja'akov schickte - weshalb ist es erwähnenswert, wieviele Lastentiere genau mitkamen? Ein Esel ist ein sehr ausdauerndes Lastentier, aber er selbst hat normalerweise keine Ahnung, was er transportiert. Genauso verhält es sich aber oft auch bei Menschen. Man setzt Handlungen scheinbar für sich selbst, merkt aber nicht, dass man die Umsetzung eines g'ttlichen Plans voranbringt. So verhielt es sich auch bei den Brüdern, die Josef verkauften: Sie handelten aus persönlichen Motiven, doch wie ein Lastenesel bemerkten sie nicht, dass sie damit nur einen Plan voranbringen, der schon beim Brit Bejn haBetarim zwischen G'tt und Awraham festgelegt wurde. Um seinen Vater zu beruhigen, der schon gemerkt haben musste, dass sich die zehn Brüder etwas haben zu Schulden kommen lassen, deutete Josef ihm mit den zehn Eseln an, dass seine Brüder wie Esel nur den g'ttlichen Plan vorangebracht haben, und es keinen Grund gibt, ihnen zu zürnen.
Auch in unserer Parascha sind die beteiligten Personen nur Statisten, die zwar den g'ttlichen Plan voranbringen, aber selbst davon nichts wissen und damit nichts zu tun haben. Um zu zeigen, dass die Geburt des Erlösers des Volkes nicht damit zu tun hatte, wer die Eltern oder das Umfeld des Buben waren, erwähnt die Tora absichtlich keine Namen. 


Sie öffnete und sah es, das Kind, und siehe: ein weinender Knabe! (...) und sprach: Von den Kindern der Hebräer ist dies!

Auch wenn man durchaus sehen kann, wie jemand weint, wäre an dieser Stelle scheinbar doch "hören" das passendere Wort. Vor allem aber fällt auf, dass Mosche, der gerade drei Monate alt war, als Knabe bezeichnet wird, was auf ein höheres Alter hindeuten würde. Raschi zitiert die Gemara, wonach er die Stimme eines Knabe hatte. Der Ba'al Haturim zitiert dagegen einen Midrasch, wonach sich Aharon ebenfalls in der Nähe befand, wie seine Schwester Mirjam, und um seinen Bruder und dessen Schicksal weinte, weil er bereits die Gefahr verstand, die hier bestand.
Dementsprechend war der weinende Knabe, den Pharaos Tochter sah Aharon, und da hier einer über das Schicksal eines anderen bereits in so jungen Jahren weinte, erkannte sie, dass es sich bei beiden um jüdische (hebräische) Kinder handeln musste.
Aharon war auch später dafür bekannt, den Frieden zu lieben und sogar zu verfolgen, weshalb er sich um jeden Zwist zwischen zwei Leuten, den er bemerkte, kümmerte. Dies führte schließlich nach seinem Tod dazu, dass er vom "ganzen Haus Israel" betrauert wurde, während bei Mosche nur erwähnt wird, dass "das Haus Israel" ihn betrauerte. Die Anlage dazu, sich um die anderen zu bemühen hatte er allerdings nicht erst als Erwachsener, sondern bereits als kleines Kind. Im Verdienst dieses Bemühens um andere wurde er schließlich Aharon, der erste Kohen.  


Die im Haus des Ewigen Eingepflanzten werden in den Höfen G'ttes blühen.

Die Kabbala erklärt diesen Pasuk aus Tehilim, den wir auch zu Kabbalat Schabbat sagen. Die im Hause des Ewigen eingepflanzten sind die Zadikim, die ins Beit Midrasch kommen, um mit ihren Nachfahren, dem jüdischen Volk, zu beten, wenn es in Not ist und Hilfe braucht. Wenn Eltern, Großeltern und verlassen vergessen sie nicht auf uns. Wenn man in Not ist, beten die Vorfahren und die Zadikim mit einem.
In diesem Sinne ist es auch gemeint, wenn man über Verstorbene sagt, dass sie in Frieden ruhen sollen. Wenn die Nachkommen in Frieden leben und keine Sorgen haben und sie nicht mit ihnen für deren Rettung beten müssen, können sie ruhen.
In diesem Sinn kann man die einführenden Worte der dieswöchigen Parascha neben dem Wortsinn auch als Andeutung verstehen: Dies sind die Namen der Kinder Israels, die nach Mizrajim gingen. Das Wort Mizrajim ist mit Meizarim verwandt, das Bedrängnis bedeutet. Dies sind also die Namen der Vorfahren, die zur Bedrängnis des jüdischen Volkes kommen um mit ihm für eine Erlösung zu beten. Auch nachdem alle Brüder Josefs gestorben waren und die Unterdrückung begann, beteten die Zadikim für ihre Erlösung. 


In Paraschat Wajigasch steht, dass Ja'akow mit 70 Seelen nach Ägypten gegangen ist. Wörtlich steht aber "siebzig Seele(!)", das Hauptwort steht also in der Einzahl. Raschi bemerkt dazu, dass im Zusammenhang mit Esaw und seinen Söhnen von sechs Seelen, diesmal in der Mehrzahl, gesprochen wird, denn sie dienten verschiedenen "Göttern", während in Ja'akows Familie alle dem einen G'tt dienten.

Die selbe Formulierung, wörtlich "siebzig Seele", findet sich auch am Anfang der Parascha dieser Woche im Zusammenhang mit Ja'akows Familie, die sich nach Ägypten begab, ergänzt um den Halbsatz "und Josef war bereits in Ägypten."

Nach einer anderen Erklärung deutet die Einzahl des Wortes "Seele" darauf hin, dass die 70 Angehörigen von Ja'akows Familie in Liebe, Friede und Kameradschaft gelebt haben, wie ein einziger Mensch. Doch wie ist es dazu gekommen, dass diese Familie, in der noch vor einiger Zeit ein Bruder von seinen Brüdern verkauft wurde, nachdem sein Flehen ignoriert worden war, so eine Eintracht herrschte? Doch genau deshalb steht direkt im Anschluss, obwohl es direkt davor scheinbar besser passen würde: "Und Josef war bereits in Ägypten." Dies ist nicht nur geographisch gemeint, sondern deutet darauf hin, dass die Brüder, als sie erfahren haben, dass und unter welchem Umständen Josef sich in Ägypten befand, verstanden, was von Anfang an G'ttes Plan war, und dass Josef sich mit seinen Träumen nicht über sie stellen wollte und dass es keinen Grund für Neid gab. Dies stärkte ihre Einheit untereinander.


In der Parascha dieser Woche wird berichtet, dass ein neuer König über Ägypten herrschte, der Josef nicht kannte. Raw und Schmuel, zwei Weise der Gemara, waren sich über die genaue Bedeutung dieses Verses uneinig. Der eine meinte, dass tatsächlich ein neuer König herrschte, während der andere meinte, dass es der gleiche König war, der nur so tat, als würde er Josef nicht kennen, den Israeliten gegenüber also ein neues Verhalten an den Tag legte.

Josef herrschte insgesamt 70 Jahre über Ägypten. In Anbetracht dessen sind beide Erklärungen schwer zu verstehen. Kann es wirklich sein, dass ein neuer Herrscher nichts über weiß die Person , die sein Land vor nicht all zu langer Zeit vor einer Hungersnot bewahrte und sieben Jahrzehnte lang regierte? Und kann der König, der Josef zu seinem Stellvertreter eingesetzt hatte, später wirklich so tun, als kenne er ihn nicht?

Die Antwort finden wir in der ersten Amtshandlung, die Pharao nach der Einsetzung Josefs als seinen Stellvertreter setzte. Er gab ihm einen ägyptischen Namen: Zofnat Paneach. So war seinem Nachfolger als Regent Ägyptens zwar bekannt, dass Zofnat Paneach das Land rettete und es später lange regierte, aber nicht, dass es sich dabei um Josef handelte. Und nach der anderen Erklärung wusste er natürlich immer, wie bedeutend Zofnat Paneach für ihn war, aber seine Herkunft und frühere Identität blendete er aus, und damit auch jeglichen Bezug zum Volk der Israeliten.

Deshalb lesen wir gleich in den ersten Worten der Parascha, "und dies sind Namen..." wie wichtig die Namen für das Volk waren, um ihre eigene Identität zu bewahren und nicht im ägyptischen Volk aufzugehen.


Und das sind die Namen der Kinder Israels, die mit Jaakov (...) nach Ägypten kommen.

Seit Jaakov seinen zusätzlichen Namen Israel bekommen hat, steht dieser neue Name für eine hohe geistige Stufe, er enthält schließlich auch einen Bezug zu G'tt, während Jaakov, ein Name, der sich vom Wort Ferse ableitet, für eine niedrige geistige Stufe steht. Im ersten Passuk vom Buch Schmot (wörtlich: "Namen") werden jedoch beide Begriffe benutzt.

Die Tora deutet hier einen bemerkenswerten Umstand an: Während wir zum Beispiel heutzutage, knapp 70 Jahre nach der Shoah, eine erschreckend hohe Assimilationsrate zu verzeichnen haben, konnte das Volk während mehreren hundert Jahren in Ägypten seine Tradition unbeeinträchtigt waren. Der Midrasch führt das darauf zurück, dass das Volk in der ganzen Zeit in Ägypten seine Sprache, seine Kleidung und auch seine Namen nicht änderte.

Tatsächlich wissen wir aus einem anderen Midrasch, dass es im Volk zum Zeitpunkt des Auszugs aus Ägypten viele Götzendiener gab. Es kam also in Ägypten zu einem Niedergang des spirituellen Levels - doch was entscheidend ist: Es handelte sich zwar dann nicht mehr um "die Kinder Israels", aber sehr wohl noch um die "Kinder Jaakovs", eine Bezeichnung, die zwar wie gesagt eine niedrigere geistige Stufe andeutet, aber klar macht, dass es sich immer noch um die Nachfahren Jaakovs handelt, die sich trotz allem wegen der drei genannten Merkmale nicht an die Mehrheitsgesellschaft angepasst haben.

Die Tora beginnt die Erzählung der Versklavung und der anschließenden Befreiung also ganz bewusst mit dem Bericht über "die 70 Namen", die nach Ägypten gingen, denn diese Namen sollten ihre Identität bewahren, und sie deutet gleich im ersten Passuk an, dass es zu einem spirituellen Niedergang kommen kann und wird, aber dass die Identität des Volkes gewahrt bleiben wird.


Und der König Ägyptens sagte den hebräischen Hebammen, deren eine Schifra und die andere Pua hieß, und er sagte: "Wenn ihr bei den Hebräerinnen entbindet, so achtet darauf, wenn es ein Sohn ist, tötet ihn, und wenn es eine Tochter ist, soll sie leben."

In diesem Satz steht zweimal, dass der König den Hebammen etwas sagte, obwohl nur eine direkte Rede erwähnt wird. Außerdem stellt sich die Frage, ob der König wirklich dachte, dass die jüdischen Hebammen die männlichen Kinder töten würden.

Der Name eines Menschen hat eine große Bedeutung. Manche Eltern geben ihren Kindern leichtfertig Namen, die halachisch gar keine Namen sind und sind sich des Einflusses nicht bewusst, den das auf das Kind hat. Wenn Eltern versuchen, den richtigen Namen zu finden, erhalten sie eine kleine Prophezeiung und werden den Namen geben, der für das Kind von G'tt vorgesehen ist. Doch die Seele eines Menschen, der nicht den Namen trägt, der für ihn von G'tt vorgesehen war, leidet sehr darunter.

Schifra und Pua hießen eigentlich Miriam und Jochewed. Miriam war die Schwester von Mosche, ihr wurde er Name von Amram und Jochewed, Mosches Eltern gegeben. Jochewed war Mosches Mutter, die Tochter von Ja'akows Sohn Levi. Ihre Namen wurden ihnen von ihren Eltern mit einer solchen Prophezeiung gegeben und das waren die Namen, die zu ihnen passten. Mit diesen Namen hätten sie nie so weit gehen können, jüdische Kinder zu töten.  Das wusste auch Pharao. Doch nach  dieser Erklärung ist das Wort "ascher" im Passuk mit "dass" statt mit "deren" zu übersetzen: Und der König Ägyptens sagte den hebräischen Hebammen, dass eine Schifra und die andere Pua hieß, und er sagte: "Wenn ihr bei den Hebräerinnen entbindet, so achtet darauf, wenn es ein Sohn ist, tötet ihn, und wenn es eine Tochter ist, soll sie leben." Pharao benannte Jochewed und Miriam also um, damit sie ihre Identität soweit ändern, dass es möglich ist, dass sie Kinder bei der Geburt töten. Das erklärt, wieso Pharao ernsthaft dachte, dass die beiden Hebammen wirklich Kinder töten würden, und es erklärt, wieso "er sagte" zweimal steht.

Miriam und Jochewed erfüllten den Befehl des Königs trotz dieser Maßnahme nicht, denn "die Hebammen fürchteten G'tt." Doch selbst dieser Bösewicht erkannte die große Bedeutung, die Namen für den Menschen haben. Dieser große Einfluss, den Namen auf Menschen und ihr Schicksal haben, ist auch der Grund, warum man zum Beispiel den Namen von Kranken ändert, denn ein neuer Name kann auch ein neues Schicksal bedeuten. Wenn man sich die Psukim der Tora genau ansieht, erkennt man, dass Jizchak seinen zweiten Sohn Ja'akow nannte. Bei seinem ersten Sohn steht aber nur, dass er "Esaw genannt wurde." Denn dieser Name wurde ihm nicht von seinen Eltern im Sinne einer kleinen Prophezeiung gegeben.


In der Parascha dieser Woche stirbt der Pharao. In der Tora steht daraufhin, dass das Volk seufzte und schrie. Es stellt sich die Frage, wieso sich das Volk nicht darüber gefreut hat, dass der Herrscher, der es so unterdrückt hatte, nicht mehr an der Macht ist.

Wenn man sich ansieht, wie das jüdische Volk in Ägypten, aber auch in der Schoa, vernichtet werden sollte, fällt auf, dass nicht einfach begonnen wurde, Menschen systematisch zu töten, sondern ein kompliziertes System aufgebaut wurde, um den Völkermord zu verstecken. So wurde zum Beispiel in Ägypten zuerst eine Arbeitspflicht eingeführt, die dann erst schrittweise immer schlimmer wurde. Und auch die Hebammen wurden angewiesen, unauffällig dafür zu sorgen, dass keine männlichen jüdischen Nachkommen mehr geboren werden.

Denn das Volk, sowohl in Ägypten als auch während der Schoa in Deutschland, hätte sich dagegen aufgelehnt, wenn man einfach so begonnen hätte, öffentlich große Menschenmengen hinzurichten.

Das gilt aber nur, wenn es einen Führer gibt, der die Macht innehat. Dieser Führer kann es sich nicht erlauben, eine Bevölkerungsgruppe offensichtlich zu vernichten, denn das Volk würde sich auflehnen. Wenn es aber keinen Herrscher gibt, sondern Anarchie herrscht, gilt das nicht: Da kämpft dann jeder für sich und gegen die anderen. Es fehlt die Macht, die einerseits von allen respektiert wird, und die andererseits zu radikale Schritte fürchtet.

Dies ist auch der Grund, weshalb man an vielen Orten für die Regierung des Landes, in dem man sich befindet, betet. Denn gäbe es die Regierung nicht, auch wenn sie keine jüdische Regierung ist, und den Juden nicht unbedingt positiv gegenüber steht, würde Anarchie herrschen, die jeden einzelnen in Gefahr bringt.

Deshalb freute sich das Volk nicht, als der Pharao starb, denn es hatte nun, bis ein neuer Pharao herrschte, Angst vor der führungslosen Zeit des ägyptischen Volkes.


Das Volk hat sich während der gesamten Zeit in Ägypten nicht mit der umliegenden Bevölkerung verbunden, auch nicht mit den anderen von den Ägyptern unterdrückten Völkern.

Die Parascha dieser Woche beginnt mit den Worten: "Und das sind die Namen derjenigen, die nach Ägypten kommen, jeweils ein Mann und sein Haus sind gekommen." Aus diesem Vers lernen wir die wichtigen Faktoren, weshalb sich das Volk nicht mit der Umgebung verbunden hat und vor Assimilierung geschützt war:

"Und das sind die Namen" symbolisiert die jüdischen Namen, die sie behalten haben, anstatt sich, wie viele andere Völker, ägyptische Namen zu geben.

"Die nach Ägypten kommen" ist in der Gegenwart formuliert, und nicht in der Vergangenheit. Das symbolisiert, dass sie diesen Vorgang nicht als abgeschlossen betrachtet haben, sondern sich die ganze Zeit so fühlten, als würden sie gerade erst ankommen. Sie haben sich also nicht am neuen Platz zu Hause gefühlt.

"Jeweils ein Mann und sein Haus" symbolisiert, dass alle aus Ja'akows Familie zuerst geheiratet haben, bevor sie nach Ägypten gegangen sind. So kamen sie nicht in Versuchung, Einheimische zu heiraten.

Tatsächlich sehen wir auch in der Tora, dass die Feindschaft gegenüber den Juden erst began, als sie das Land Goschen, das ihnen zugewiesen wurde, verlassen hatten, und das ganze Land bevölkerten. Denn auch wenn Juden in der Geschichte immer wieder dachten, dass eine möglichst hohe Assimilation sie vor Judenfeindschaft schützen würde, hat sich immer wieder gezeigt, dass auch vollkommen an die Umgebung angepasste Juden Opfer von schwersten Verfolgungen wurden.


Einige werfen Mosche vor, dass er bei seiner Flucht nach der Tötung eines Ägypters von den Töchtern Jitros als Ägypter bezeichnet wurde. Anscheinend ist er ihnen als Ägypter entgegengetreten, war wie ein solcher gekleidet, und hat anscheinend auch Ägyptisch gesprochen.

Es gibt im Midrasch das Gleichnis von einem Mann, den ein Skorpion gebissen hat. Als Erste-Hilfe-Maßnahme lief er sofort zum nächsten See um die Wunde auszuwaschen. Dort entdeckte er ein kleines Kind, das am Ertrinken war. Natürlich rettete er es, weshalb ihm das Kind sehr dankbar war. Doch der Mann wehrte ab und meinte, dass der Skorpion es gerettet hat. Denn ohne den Skorpion wäre er nie zur richtigen Zeit an diesen Ort gekommen. Nach diesem Gleichnis war mit dem "Ägypter", den die Töchter Jitros sahen, und der sie rettete, nicht Mosche gemeint, sondern der Ägypter, den er getötet hatte, und wegen dem er nun bei Jitro angekommen ist.


Nachdem er einen ägyptischen Aufseher zur Rettung eines jüdischen Vorarbeiters getötet hat, flieht Mosche nach Midjan. Dort hilft er sieben Schwestern, die die Schafe ihres Vaters tränken wollen, und dabei von fremden Hirten gestört wurden. Als die Schwestern zu ihrem Vater zurückkommen, erzählen sie ihm: "Ein ägyptischer Mann hat uns aus der Hand der Hirten gerettet." Wir müssen verstehen, weshalb die sieben Schwestern Mosche hier einen ägyptischen Mann nennen, wenn wir davon ausgehen, dass Mosche nicht verheimlicht hat, dass er Jude ist.

Eine Erklärung besagt, dass die Schwestern vom Äußeren, also der Kleidung und der Sprache des fremden Mannes auf seine Herkunft geschlossen haben, oder einfach angenommen haben, dass er Ägypter ist, da er ja soeben aus Ägypten gekommen ist.

Eine andere Erklärung bietet dieses Gleichnis: Ein Kaufmann wurde einst von einer giftigen Schlange gebissen und ging sofort zum nächsten Fluss, um dort die Wunde auszuwaschen. Im Fluss war gerade ein Mann am ertrinken, den er natürlich sofort rettete. Der gerettete Mann bedankte sich überschwänglich, doch der Kaufmann wehrte ab: "Nicht ich habe dich gerettet, sondern die Schlange." Er klärte den sehr überraschten Mann darüber auf, dass er nur wegen eines Schlagenbisses überhaupt zum Fluss gekommen ist, ansonsten wäre er vermutlich ertrunken.
Als Mosche die Schwestern vor den Hirten gerettet hatte, bedankten sie sich bei ihm. Doch er entgegnete, dass nicht er sie gerettet hat, sondern "ein ägyptischer Mann", wegen dessen Tötung Mosche überhaupt erst nach Midjan gekommen ist, und so die Gelegenheit hatte, helfend einzugreifen.


In der dieswöchigen Parascha wird Mosche von seiner Mutter in einem Korb auf dem Nil ausgesetzt, damit dieser dem Gebot des Pharao entgehen kann, wonach alle männlichen Babys der Juden getötet werden sollten. Anschließend steht, dass Mosches Schwester Miriam das weitere Schicksal ihres Bruders beobachtet.

Einerseits zeigt uns die Tora damit, dass Miriam verständliche nachvollziehbare Gefühle für ihren kleinen Bruder zeigte.
Außerdem lernt der Rambam aus diesem Passuk aber auch eine Halacha über Laschon Hara:
Miriam beweist mit ihrem vorher beschriebenen Verhalten, dass sie ihren Bruder Mosche liebt. Andererseits erzählt uns die Tora, dass sie viele Jahre später Laschon Hara (Üble Nachrede) über ihren Bruder gesprochen hat.
Daraus leitet der Rambam ab, dass Laschon Hara nicht nur aus dem Motiv des Hasses gesprochen wird, sondern durchaus auch aus Liebe zu jemandem, zum Beispiel weil man es gut meint, und denkt, dass man der Person, über die man spricht damit hilft.


Zwei Hebammen, Jochewed und Miriam, Mutter und Schwester Mosches, wird vom Pharao befohlen, alle Söhne bereits bei der Geburt zu töten, die Töchter aber am Leben zu lassen. Die beiden ignorieren den Befehl aber, und lassen alle Kinder am leben. Als Lohn dafür wird Jochewed die Ahnfrau der Kohanim und Lewi'im, und Miriam wird Vorfahrin des Königshauses von David und Schlomo. Doch weshalb erhalten sie ausgerechnet diese Belohnung?

Pharao wollte alle männlichen Nachfahren der Juden töten. Während sich die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk nach der Mutter richtet, wird die Zugehörigkeit zu den Stämmen, und damit die Festlegung, der Kohanim, Lewi'im und der Könige, nach der Position des Vaters bestimmt.
Durch den Befehl, alle männlichen Kinder zu töten, die weiblichen aber leben zu lassen, wären die jüdischen Frauen gezwungen gewesen, ägyptische Männer zu heiraten. Dadurch hätte es zwar längerfristig weiter Juden gegeben, aber keine religiöse und politische Führung der Kohanim und der Könige. Es war Jocheweds und Miriams Verdienst, dass die jüdische Führung weiter bestehen konnte, deshalb war diese Belohnung auch angemessen.


Die Parascha dieser Woche beginnt mit einer Aufzählung der Namen der Söhne Jakows. Es stellt sich die Frage, weshalb die Tora die Namen an dieser Stelle erwähnt, denn die Namen der Söhne Jakows sind uns schon bekannt!

Raschi erklärt, dass G'tt sein Volk so sehr liebt, dass er die Namen der Stämme so oft wie möglich erwähnt.
Der Midrasch sagt, dass drei Dinge das Überleben des jüdischen Volkes in Ägypten sicherten: Die Kleidung, die Sprache, und ihre Namen. Das ist eine weitere Erklärung zu diesem ersten Passuk der dieswöchigen Parascha: "We'ele Schmot..." - "Dies sind die jüdischen Namen", die die Juden in Ägypten bewahrten.