Die Parascha dieser Woche beschäftigt sich eingehend mit Schwüren, der Verpflichtung diese einzuhalten und die Möglichkeit einer Aufhebung. Doch interessanterweise werden diese Gebote, anders als sonst in der Tora üblich, an die Häupter der Stämme gerichtet und nicht an das ganze Volk. Eine Erklärung ist, dass die Aufhebung von Schwüren den Weisen und Gerichten obliegt, und diese hier daher auch in erster Linie angesprochen wurden. Die Parascha dieser Woche beschäftigt sich eingehend mit Schwüren, der Verpflichtung diese einzuhalten und die Möglichkeit einer Aufhebung. Doch interessanterweise werden diese Gebote, anders als sonst in der Tora üblich, an die Häupter der Stämme gerichtet und nicht an das ganze Volk. Eine Erklärung ist, dass die Aufhebung von Schwüren den Weisen und Gerichten obliegt, und diese hier daher auch in erster Linie angesprochen wurden. Es fällt auch auf, dass Mosche seine Rede mit den Worten "das ist die Sache, die G'tt befohlen hat" einleitet. Was ist die Bedeutung von "das ist die Sache"? Eine Erklärung ist, dass alle anderen Propheten ihre Prophezeiungen nur als Andeutungen in Träumen erhalten, sie können als nur sagen: "So sagte G'tt", d.h. so habe ich die Botschaft verstanden. Mosche aber, mit dem G'tt direkt sprach, konnte G'ttes Wort direkt weitergeben und daher bekanntgeben: "Das ist die Sache, die G'tt befohlen hat!"Diese besondere Formulierung, die die besondere Stellung von Mosche als Prophet ausdrückt, steht, wie der Chatam Sofer erklärt, an dieser Stelle und nicht zum Beispiel bei den ersten Mizwot, die Mosche überbrachte, um die besondere Bedeutung dieser Halachot der Schwüre zu betonen. Das Aufsichnehmen der Tora durch das Volk erfolgte als Schwur des Volkes. Das wirkt sich zum Beispiel darin aus, dass ein Schwur, eine Mizwa zu erfüllen, nicht gilt, denn wir sind bereits durch einen Schwur verpflichtet, die Mizwot einzuhalten und ein Schwur wirkt nicht, wenn bereits ein anderer Schwur besteht. Diese Erklärung eröffnet auch einen neuen Blickwinkel auf die eingangs gestellte Frage: Die Häupter der Stämme sind es, die für die Einhaltung der Schwüre verantwortlich sind und in weiterer Folge auch für die Weitergabe der Tora zuständig sind. Und diese Erklärung macht auch klar, weshalb Schwüre so ein erstes Thema sind und durch komplizierte Halachot geregelt werden, denn sie bilden die Basis für unsere Verpflichtung, die Gebote der Tora einzuhalten.

 


In der Parascha dieser Woche geht es zuerst um Schwüre und ihre starke Bindungskraft. Auch wenn nicht ein bestimmter Wortlaut benutzt oder ein bestimmtes Prozedere eingehalten wird ist meistens jegliche Äußerung verbindlich.

Anschließend beschreibt die Tora die Beute aus dem Krieg mit den Midjanim und wie die diversen Küchengeräte für die Benutzung vorbereitet werden mussten. Dabei geht es nicht um oberflächliche Reinigung, sondern um das Entfernen der tief im Material liegenden Reste verbotenen Geschmacks.

Wie lassen sich diese beiden Themen verbinden?

Es muss nicht nur unkoscheres Essen entfernt, sondern auch der Topf, in dem dieses zubereitet wurde, von der Unreinheit befreit werden. Dabei geht es nicht um oberflächlichen Schmutz, sondern um die tief im Inneren befindlichen unkoscheren Elemente. Die philosophische Botschaft dahinter ist, dass wir nicht nur auf unsere oberflächlichen Taten und Worte achten sollen, sondern auch auf das, was tief in uns steckt - die Gedanken. Die richtigen Gedanken bringen einen dann automatisch zu den richtigen Worten und den richtigen Taten.

Das 10. Gebot verbietet es uns, Besitz anderer Leute für uns zu wollen. Es werden also bestimmte Gedanken verboten. Raw Avraham ibn Esra erklärt, dass man gar nicht mehr dazu kommt, sich mit dem Besitz anderer Leute zu beschäftigen, wenn man man G'tt liebt und sich vollauf mit ihm beschäftigt. So kommt man dann zu den richtigen Gedanken und über diese auch zu den richtigen Worten und Taten.


In der Parascha dieser Woche wird das Gebot erwähnt, sich an seinen Schwur zu halten, verbunden mit dem Verbot, einen Schwur zu entheiligen, d.h. zu brechen. Andererseits sagt Schlomo Hamelech im Buch Kohelet, dass es besser ist, gar nicht zu schwören. Schwüre sind eine ernste Angelegenheit, und das Brechen eines Schwures zieht schwere Strafen nach sich. Doch wenn das so ist, weshalb regelt die Tora Schwüre dann überhaupt?

Die Gemara erklärt, dass es in Zeiten der Not angebracht sein kann zu schwören, etwas gutes zu tun, um für sich Rettung zu erlangen. Ein Beispiel aus der Tora dafür ist Ja'akov Avinu: Auf der Flucht vor Esaw erlegte er sich auf, ein Zehntel von allem, was er erwirtschaftet, zu spenden. Für einen Schwur in solch einem Fall, in dem es angebracht ist zu schwören, ordnet die Tora uns an, dass wir ihn einhalten müssen. Wir sollen das aber auch nicht widerwillig tun, wir sollen den Schwur nicht entheiligen, sondern mit Freude und der selben Überzeugung, mit der wir geschworen haben, den Schwur auch erfüllen.


 

In der Parascha dieser Woche wird uns befohlen, dass wir Schwüre nicht brechen (wörtlich: entheiligen) sollen. Anschließend steht, dass wir alles tun sollen, wie es aus unserem Mund kommt. Weshalb dieser doppelte Befehl?

Die Gemara beschäftigt sich in Massechet Nedarim mit der Frage, weshalb man schwören darf, eine Mizwa, zum Beispiel Tfilin zu legen, zu erfüllen. Denn man ist ja bereits verpflichtet, die Mizwa zu erfüllen, weshalb der Schwur keine Wirkung hat. Das ist vergleichbar mit dem Fall eines Menschen, der schwört, ein Schwein zu essen. Dieser Schwur hat ebenso keine Wirkung, denn da es verboten ist, Schwein zu essen, kann man nicht gleichzeitig eine Verpflichtung haben, es zu essen.

Die Gemara erlaubt aber, zu schwören, eine Mizwa zu erfüllen, entweder, weil der Schwur doch eine gewisse Wirkung hat, oder, weil ein zusätzlicher persönlicher Schwur den Menschen dazu bringen kann, die Mizwa einzuhalten, wenn er sie ohne Schwur vielleicht nicht eingehalten hätte.

König David sagt in einem Passuk in Tehilim: "Ich habe geschworen und werde einhalten, deine gerechten Gebote zu beachten." Nicht nur auf Deutsch, auch auf Iwrit ist der Aufbau des Satzes ungewöhnlich. Man würde den Satz normalerweise so bilden: "Ich habe geschworen, deine gerechten Gebote zu beachten, und werde es einhalten."

Es gibt Leute, die zwar mit großer Begeisterung eine Spende zusagen, zum Beispiel anlässlich eines Aufrufs zur Tora zu den Feiertagen, die aber dann, wenn es ums zahlen geht, sehr zurückhaltend sind und vielleicht erst nach einigen Erinnerungen tatsächlich zahlen. König David hat den Passuk absichtlich etwas ungewöhnlich aufgebaut, denn er wollte nicht nur vermitteln, dass man eingehaltene Versprechen halten muss, sondern auch, dass die Begeisterung beim Versprechen der Begeisterung beim Einhalten entsprechen soll - "Ich habe geschworen und werde einhalten."

So ist auch der scheinbar überflüssige zweite erwähnte Passuk aus der Parascha zu verstehen: Wir sollen alles so tun, wie es aus unserem Mund kommt, also in der selben Begeisterung, wie wir es versprochen haben.


 

 

In der Parascha dieser Woche steht: "Wenn ein Mann G'tt ein Gelübde gelobt (...) darf er sein Wort nicht kraftlos lassen, nach allem, was aus seinem Mund geäußert worden, hat er zu tun."Die Tora verbietet hier zuerst, sein Wort zu brechen, und anschließend befiehlt sie, sich an das eigene Wort zu halten. Wenn also jemand sein Wort bricht, übertritt er ein Verbot und hält andererseits ein Gebot nicht ein. Damit will die Tora klarstellen, wie schwer auch die Übertretung eines Gebotes wiegt, die nur durch gesprochene Worte verübt wird. Denn Versprechen werden oft leichtfertig gegeben, da man denkt, dass nur "handfeste Tatsachen" verpflichten. In Wahrheit verpflichtet einen aber jedes Versprechen, auch wenn es nicht als solches bezeichnet wird, und sogar, wenn man es "bli neder", ohne zu schwören, gibt.Die Tora will uns mit dem oben zitierten Passuk aber noch etwas sagen: Man darf ein Versprechen nicht brechen; aber nicht nur das: So, wie man das Versprechen gegeben hat, so soll man es auch einhalten. Wenn man aus vollem Herzen eine Spende versprochen hat, soll man sie auch mit der selben Begeisterung geben, und nicht nur, weil man es früher versprochen hat - "Nach allem, was aus seinem Mund geäußert wurde, so hat er es zu tun."


In unserer Parascha steht, dass man, wenn man einen Eid schwört, sein Wort nicht brechen soll. Anschließend steht: "Nach allem, was aus seinem Mund hervorgegangen ist, soll er tun." Daraus lernen wir, dass nicht nur, wenn man explizit schwört, oder etwas verspricht, die Regeln des Schwurs gelten. Auch eine vermeintlich unverbindliche Zusage oder ein beiläufiges Versprechen sind verbindlich, und man übertritt ein Verbot, wenn man eine Zusage nicht einhält. Deshalb soll man nach Möglichkeit formulieren: "Ich werde mich bemühen", "ich versuche", etc.Man kann den Satz aber auch anders verstehen: "Genauso wie es aus seinem Mund hervorgegangen ist, soll er tun": Wenn man zum Beispiel in vollem Enthusiasmus eine Spende verspricht, soll man sie dann auch genauso enthusiastisch hergeben. Mann soll nicht beim versprechen und Schwören eifrig und beim einhalten zögerlich sein, sondern genauso einhalten, wie man es versprochen hat.


Mosche führt eine Diskussion mit den Führern der Stämme Reuwen und Gad, die beide auf der Ostseite des Jordans bleiben wollen, und nicht mit dem restlichen Volk ins Land Israel ziehen wollen. Mosche ist nicht sehr glücklich mit diesem Wunsch und stimmt erst zu, als ihm beide Stämme versichern, dass sie mit dem restlichen Volk Erez Israel befreien, und sich erst dann wieder östlich des Jordans ansiedeln werden. Nach sieben Jahren der Eroberung siedelten diese beiden Stämme und der halbe Stamm Menasche tatsächlich dort. Auf den ersten Blick haben sie es dabei besser getroffen als die anderen neuneinhalb Stämme, da sie ein viel größeres Gebiet erhielten.
Doch längerfristig erwies sich das als falsch: die Siedler östlich des Jordans wurden elf Jahre vor dem restlichen Volk ins Exil verschleppt, elf Jahre vor der Zerstörung des Tempels.

Manchmal kann man sich denken: Wenn man zur Tfila oder zu einem Schiur geht, versäumt man wichtige Dinge, Erledigungen oder Termine. Man erleidet finanzielle Verluste, wenn man sich bemüht, zu jeder Tfila zu kommen, und zu Schiurim zu gehen. Doch langfristig stimmt das nicht - man wird durch die Tfila, oder das Tora-Lernen, nichts verlieren, sondern im Gegenteil, etwas gewinnen. 


Die Parascha dieser Woche beginnt mit den Worten "Es sprach Mosche zu den Häuptern der Stämme, zu den Kindern Israels." Es ist rein sprachlich nicht klar, was mit dieser Formulierung gemeint ist. Sprach Mosche zu den Häuptern und zum Volk, oder sollten die Häupter seine Worte dem Volk weitergeben, oder sind vielleicht "die Häupte der Stämme der Kinder Israels" gemeint?

Der Chatam Sofer erklärt, dass dieser Satz anders übersetzt werden muss: "Es sprach Mosche über die Häupter der Stämme zu den Kindern Israels." Das bedeutet, dass Mosche das Volk über die Bedeutung der Führung des Volkes aufklärte, die das Recht hat, Bestimmungen zu erlassen, um das Einhalten der Tora-Gebote zu verstärken. Denn auch die sogenannten "Mizwot derabbanan", rabbinische Gebote, sind für uns genauso verpflichtend wie die, die direkt in der Tora stehen. Über diese wichtige Bedeutung der Stammeshäupter musste Mosche das Volk erst aufklären.

Die Gemara erklärt, dass der Absatz, der dieser Einleitung folgt, sich mit Schwüren beschäftigt, und mit der Möglichkeit, dass diese von einem Beit Din aufgehoben werden können, wenn Umstände eintreten, die den Schwörenden, hätte er von ihnen rechtzeitig erfahren, von seinem Schwur abgehalten hätten.

Das Recht eines Beit Din, einen Schwur aufzuheben rührt daher, dass jeder unterbewusst seinem Schwur zur Bedingung macht, dass das Beit Din ihm zustimmen wird. Wenn das Beit Din ihn später aufhebt, ist er rückwirkend nie gültig geworden. Das ist der Grund, weshalb am Beginn der Parascha, der sich mit den Schwüren beschäftigt, sowohl das Volk erwähnt wird, als auch die Führungspersonen, die Gerichte, die von vornherein Teil des Schwurs sind, und ihn allenfalls aufheben können.


Die Parascha dieser Woche spricht von Nedarim - Schwüren. Jemand der schwört verbietet sich etwas, das sonst erlaubt wäre, oder er legt sich etwas auf, das er eigentlich nicht tun müsste.

Ein solcher Schwur kann von einem Beit Din unter bestimmten Bedingungen aufgehoben werden. Es gibt diesbezüglich zwei mögliche Fälle:

1. Der Schwörende hat sich zum Zeitpunkt des Schwurs über zukünftige Entwicklungen getäuscht. Zum Beispiel hätte er nicht gedacht, dass seine Frau negativ auf den Neder reagieren würde. In solch einem Fall hätte er den Schwur gar nicht gemacht, wenn er vorher gewusst hätte, was das für Konsequenzen hat. In diesem Fall ist es verständlich, dass ein Beit Din den Neder aufheben kann.

2. Die Gemara sagt aber, dass auch ein Neder aufgehoben werden kann, wenn man später bereut, ihn ausgesprochen zu haben, ohne, dass man sich über etwas geirrt hätte.
Wenn man schwört, hat man immer unterbewusst den Gedanken, dass der Schwur nur gelten soll, wenn das Beit Din zustimmt. Der Schwur steht also von vornherein unter der Bedingung, dass das Beit Din ihn nicht auflöst. Das ist der Grund, weshalb es sogar in diesem Fall möglich ist, sich von einem Schwur zu lösen.

Raw Elijahu Dessler schrieb, dass manche Leute die Kraft des Wortes verstehen. Die meisten Leute aber ahnen gar nicht, welche Kraft in gesprochenen Worten steckt. Sie sprechen Laschon Hara, sie lügen, sie schwören, und sie denken, dass das nur "leere Worte" sind. Deshalb sind sie auch nicht voll Konzentriert, wenn sie einen Neder sprechen. Denn würden sie die Bedeutung der Kraft der Worte verstehen, würden sie den Schwur gar nicht erst sprechen.