In der Parascha dieser Woche wird die Mizwa der Bikkurim, der Erstlingsfrüchte, die zum Kohen ins Beit Hamikdasch gebracht werden mussten, befohlen. Teil dieser Zeremonie war das rezitieren eines kurzen Textes über die Geschichte des Volkes von Ja'akov über den Auszug aus Ägypten bis zum Einzug in Israel. Dabei sagt man, dass G'tt uns zum Beit Hamikdasch brachte und uns das Land Israel gab. Doch die Reihenfolge dieser beiden Ereignisse ist chronologisch und geographisch verkehrt: Zuerst bekamen wir das Land und zogen dort ein, und erst dann bauten wir das Beit Hamikdasch in Jeruschalajim.
In den Parschijot der vergangenen Wochen steht nie Jeruschalajim, sondern immer eine Formulierung wie "dort" oder "am Ort, den G'tt auswählt". Es gibt für diese versteckte Erwähnung Jeruschalajims viele Erklärungen. Einerseits ist nicht nur Jeruschalajim gemeint, sondern auch die Orte, an denen das Mischkan auch nach dem Einzug nach Israel vor dem Bau des Ersten Beit Hamikdasch stand: Now, Giwon, Gilgal und Schiloh. Eine andere Erklärung besagt, dass verhindert werden sollte, dass Götzendiener an diesem Ort eine Götze aufstellen und der Platz so für den Tempel nicht mehr geeignet wäre.
Nach einer weiteren Erklärung, ist mit dem besagten Ort nicht nur Jeruschalajim und das Beit Hamikdasch gemeint, sondern jeder Ort, an dem ein Jude die Tora und die Gebote einhält. Dies erklärt auch eine Episode, die in der Gemara erzählt wird: Rabbi Jochanan wunderte sich, weshalb die Juden in Bawel so lange lebten, obwohl der Segen langen Lebens in der Tora nur für Israel erwähnt wird. Die Antwort ist, dass die Juden Bawels immer früh ins Lehrhaus kommen. Da alle Synagogen und Lehrhäuser in Zukunft nach Jeruschalajim verpflanzt werden, befanden sich die Bewohners Bawels nach dieser Erklärung also gewissermaßen in Israel und der Segen galt für sie.
Mit "dort" meint die Tora also dort, wo wir den Willen G'ttes erfüllen und die Reihenfolge ist in der Tat nicht chronologisch, sondern drückt die Prioritäten aus. Wir gehen nach Israel in erster Linie nicht wegen des Strands oder weil wir dort unsere Familie besuchen, sondern wegen Jeruschalajim, dem Beit Hamikdasch, der Kotel.
So verhält es sich auch zu den kommenden Feiertagen. Wir hören das Schofar, wir erwähnen Malchujot, Schofarot und Sichronot bei der Tefila, aber der Grund für all das ist, dass wir vor G'tt vor Gericht stehen und beten wollen. Wir fasten zu Jom Kippur, doch der Zweck ist es, zu beten und Buße zu tun. Diesen Zweck hinter den Geboten und Gebräuchen zu den Feiertagen dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.


Die Gemara in Masechet Ta'anit berichtet von einem Dekret der Regierung, das es verbot, das Brennholz für die Opfer im Tempel, sowie Bikkurim, also Erstlingsfrüchte, wie in der Parascha dieser Woche beschrieben, nach Jeruschalajim in den Tempel zu bringen. Die Kommentatoren beschäftigt, weshalb ausgerechnet diese Gebote verboten worden waren. Eine Gemeinsamkeit dieser beiden Gebote war die unermessliche Freude, die mit ihrer Erfüllung einherging. Sie erfolgten in Prozessionen, denen sich begeisterte Menschen anschlossen, um feierlich nach Jeruschalajim zu gelangen. Dies stört die Besatzungsmacht, den Freude verbindet Menschen. Deshalb ist es auch eine Mizwa, ein Brautpaar bei der Hochzeit zu erfreuen, denn starke Freude verbindet, und bei einer Eheschließung wollen wir die Verbundenheit des Brautpaares so gut es geht stärken. Diese Verbundenheit im Volk, die die Freude bewirken und die zu einem Aufstand führen könnte, wollte die Regierung verhindern.
Die auf uns zukommenden Feiertage sind auch Tage der Freude. Bekannt ist dies betreffend Sukkot und besonders Simchat Tora, doch auch bezüglich Rosch Haschana und Jom Kippur werden in Tehilim "Freude und Furcht" erwähnt, die beide Aspekte dieser besonderen Tage sind.


Die Parascha beschreibt das Gebot der Erstlingsfrüchte. Diese mussten zum Kohen im Beit Hamikdasch gebracht werden. Anschließend wurde in den meisten Fällen ein Text vorgetragen. Der Text beginnt mit den Worten "Higadeti [ich habe (...) gesagt], dass ich in das Land gekommen bin, das G'tt unseren Vorvätern versprochen hat, uns zu geben". Doch es ergibt keinen Sinn, dass dieser Satz in der Vergangenheit gesagt wird. Der Darbringer der Erstlingsfrüchte beginnt ja gerade erst seinen Vortrag, er hat noch gar nichts gesagt.
Doch in der Sprache der Tora heißt dieses Wort nicht nur sagen, sondern auch "bekanntmachen". Der Darbringende legt hier nämlich dar, dass er bereits durch sein Absondern der Erstlingsfrüchte und das Bringen nach Jeruschalajim kundgemacht hat, dass das Land Israel das uns von G'tt versprochene Land ist.
Gerade in diesen letzten Tagen des ablaufenden Jahres sollte aber auch eine andere Erklärung beachtet werden: Die Erstlingsfrüchte wurden im Verlaufe von etws 1000 Jahren dargebracht. Jeder einzelne, der sie in der Zeit brachte, war nicht der erste, der dies tat und den Vortrag hielt, sondern setzte nur fort, was seine Vorfahren und das ganze Volk schon so oft zu vor gesagt haben. Er setzt also fort, was viele schon getan haben. Genauso sollten wir auch leben. Wir müssen nichts neues tun und uns überlegen, ob es gut oder schlecht ist. Wenn wir den guten Weg fortsetzen, den unsere Eltern, unsere Gelehrten, die Weisen aller Generationen gegangen sind, wissen wir, dass wir auf jedem Fall am richtigen Weg sind. So sagt auch der Darbringende zum Kohen: Ich sage jetzt, was bereits gesagt wurde und setze diesen Weg meiner Vorfahren und Vorgänger fort.


Es kommen über dich alle diese Segnungen und sie erreichen dich (...)

Viele Kommentatoren beschäftigen sich mit der Bedeutung des "Erreichens" der Segnungen. Die Gemara berichtet von einem Jahr, in dem das Volk vor Rosch Haschana auf einer sehr hohen spirituellen Stufe stand, weshalb es viele Segnungen zugesprochen bekam. Im Laufe der Wochen und Monate kam das Volk aber von dieser hohen Stufe ab und im Himmel wurde diskutiert, wie mit den versprochenen Segen umzugehen sei. Zurückziehen kommt nicht in Frage, aber auch das gewähren erschien angesichts der aktuellen Situation unangebracht. In einem solchen Fall kann es passieren, dass der in Israel so dringend benötigte Regen, der für Blühen der Bäume und Felder sorgen soll,  zwar fällt, allerdings am falschen Ort, also zum Beispiel in den Städten und nicht auf den Feldern, oder zur falschen Zeit, also im Frühling statt im Herbst. In diesem Sinne meint der Pasuk daher, dass wir nicht nur Segnungen erhalten, sondern dass diese uns auch erreichen sollen, wo und wann wir sie benötigen.
Manchmal verändert sich ein Mensch, wenn er viele Segnungen erhält. So kann ein Mensch, der sehr reich wird, seine Standards komplett verändern, den Kontakt zu seinem einstigen Umfeld abbrechen, etc. Der Pasuk kann daher auch bedeuten, dass einen die Segungen so erreichen sollen, wie man ist, und einen nicht verändern sollen.
Eine dritte Erklärung übersetzt den fraglichen Begriff etwas anders: Man soll die Segnungen nicht nur erhalten, sondern auch verstehen, wie man zum Beispiel mit neu gewonnenem Wohlstand, richtig umgehen soll. 


In der Parascha dieser Woche wird die Darbringung der Bikurim, der Erstlingsfrüchte, beim Kohen in Jeruschalajim beschrieben. Interessanterweise berichtet die Tora, dass man die Früchte nehmen und mit ihnen losgehen soll, dass man zum Kohen kommen und mit ihm sprechen soll, aber es steht nicht, dass man ihm die Früchte gibt. Stattdessen nimmt sie sich der Kohen selber. 
Dies liegt daran, dass der Landwirt, der diese Abgabe brachte, sie gar nicht selber geben konnte, denn in Wirklichkeit gehörten ihm diese Früchte nicht, sie waren von Anfang an für den Kohen bestimmt. Genauso gehören einem 10% der Einnahmen nicht, diese sind für bestimmte Zwecke bestimmt und dürfen nicht selbst verwendet werden. Gerade bei einem Landwirten, der hart für seine Früchte arbeitet und viel Zeit und Kraft investiert, könnte es passieren, dass er die erfolgreiche Ernte seinem eigenen Wirken zuschreibt. Deshalb ist es hier besonders wichtig zu betonen, dass diese Früchte ihm gar nicht gehören, und dass er G'tt nur zurückgibt, was ihm anvertraut wurde. 
Im Monat Elul, kurz vor Rosch Haschana, ist es besonders wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass wir eigentlich nichts haben, und G'tt für jede Wohltat dankbar sein müssen um in diesem Verdienst für ein gutes Jahr eingeschrieben zu werden. 


Die Parascha dieser Woche beginnt mit den Worten: "Wenn ihr in das Land kommt..." In erster Linie ist damit gemeint, dass die Mizwa von Bikkurim, die in der Beschreibung folgt, gebracht werden soll, wenn das Volk ins Land Israel kommt. Doch die Kabbala interpretiert das "Land" als die kommende Welt, die auch "Land des Lebens" genannt wird, also die Welt, in die wir nach 120 Jahren, nach unserem Tod, kommen. Der Korb voller Früchte, den man bringen soll, steht in dieser Interpretation für die Menge an guten Taten, die man dem himmlischen Gericht bei dieser Gelegenheit präsentiert.

In der Gemara steht, dass ein Mensch stets den bösen Trieb mit dem guten verärgern soll. Wie ist das zu verstehen? Mit jeder guten Tat, die ein Mensch begeht, erschafft er sich einen Verteidiger, und mit jeder schlechten Tat schafft er sich einen Ankläger vor dem himmlischen Gericht. In der kommenden Welt wird man viel Lärm hören, wenn die Verteidiger ihr Lob vortragen, während die Ankläger fluchen. Denn Awerot sind nicht einfach etwas, das geschehen ist, sondern sie leben und wirken sich weiter auf uns. Genauso sind aber auch Mizwot nicht einfach vorbei, sondern begleiten uns. Der Sohar erklärt, dass wir Pakete an guten Taten benötigen, damit deren Verteidiger die Ankläger zum verstummen bringen.

Wir sind im Monat Elul, kurz vor Rosch Haschana. Wir müssen uns bewusst sein, wie wichtig es ist, gerade jetzt unsere Körbe mit guten Taten zu G'tt zu bringen, damit wir genügend Verteidiger schaffen, die den bösen Trieb verärgern, und ihn so zum Verstummen bringen. Jedes Wort Tora, das wir lernen, und jede gute Tat, ist eine Mizwa, und wir müssen uns bemühen, ein möglichst großes Paket zu schnüren, damit einem guten Urteil nichts im Wege steht.


In der Parascha dieser Woche wird vom Befehl berichtet, nach dem Einzug ins Land Israel zwölf Steine aufzustellen, diese mit Kalk zu umfassen und auf diese die Gebote der Tora "zum klaren Verständnis" zu schreiben. Raschi erklärt, dass damit gemeint ist, dass die Gebote in den 70 Weltsprachen niedergeschrieben wurden, laut dem Kommentar Siftej Chachamim sollte das geschehen, damit alle Völker es verstehen. Es gibt mehrere Ansichten darüber, welche Gebote genau in den 70 Sprachen auf die Tafeln geschrieben wurden. Möglicherweise war es eine Liste aller Mizwot, das ganze Buch Dwarim, das Schma Israel oder auch die Geschichte von der Welterschaffung.

Doch warum sollte die Tora in 70 Sprachen übersetzt werden? Wieso sollten alle Völker sie verstehen?

Raschi erklärt ganz am Anfang der Tora, dass die Welterschaffung und die darauf folgende Beschreibung der Geschichte der Menschheit bist zum ersten Gebot G'ttes an das jüdische Volk betreffend der Regelungen über den Monatsbeginn in der Tora beschrieben werden, damit wir den anderen Völkern gegenüber argumentieren können, weshalb uns das Land Israel zusteht. Würde die Tora nicht erklären, dass es einen Schöpfer der Welt gibt, der dementsprechend entscheiden kann, dass ein anderes Volk von nun an im Land leben soll, müssten wir uns zurecht vorwerfen lassen, das Land gestohlen zu haben. Doch weshalb sollte diese Stelle, die in der Tora steht, irgendein anderes Volk überzeugen? Doch die Wahrheit ist, das zuerst wir selbst überzeugt sein müssen. Wenn das ganze Volk von dieser Botschaft der Tora überzeugt ist, werden auch die anderen Völker das akzeptieren.

Raw Lau, der damalige Oberrabbiner Israels, erzählte anlässlich seines Besuches im Rahmen der Eröffnung unseres Beit Knesset im Jahr 2000 von einem Gespräch mit einem amerikanischen Senator im Rahmen der Verhandlungen über das Camp-David-Abkommen. Dieser Senator sagte Raw Lau, dass die Amerikaner nie auf die Idee gekommen wären, Jeruschalajim zu teilen. Doch weil auch von israelischer Seite solche Pläne diskutiert wurden, ist es möglich geworden, das zu diskutieren.

In diesem Sinne kann man die Bedeutung des Kalkes, mit dem die Steine überzogen wurden: Zuerst muss das ganze Volk, symbolisiert durch die 12 Steintafeln, vereint und von der Tora überzeugt sein. Dann kann sie in die 70 Sprachen übersetzt werden, und die anderen Völker werden die Botschaft der Tora auch akzeptieren.


In der Parascha dieser Woche wird von der Mizwa der Bikkurim erzählt. Die Erstlingsfrüchte der sieben Arten, für die das Land Israel gesegnet ist, müssen nach Jeruschalajim gebracht und dort dem Priester übergeben werden. Anschließend sagt man einen Text über die Geschichte des Volkes und den Auszug aus Ägypten, in dem G'tt dafür gedankt wird, dass er uns das Land und diese Früchte gegeben hat.

Der Midrasch erklärt, dass man diese Mizwa erfüllen soll, und in ihrem Verdienst wird das Volk nach Israel kommen. Doch tatsächlich konnten die Bikkurim erst fast 20 Jahre nach dem Einzug des Volkes nach Israel dargebracht werden, denn Eroberung und Aufteilung des Landes dauerten 14 Jahre, und die Früchte der ersten vier Jahre dürfen nicht zum freien Verzehr benutzt werden.

Als Raw Akiva Eiger für seine Tochter einen Schidduch suchte, wendete er sich an einen Rosch Jeschiwa, mit der Bitte, ihm den besten Schüler vorzustellen. Doch dieser meinte, dass er keinen seiner Schüler, die allen gut waren, nennen kann. Raw Akiva Eiger entschloss sich daraufhin, einen Schiur zu halten und dabei eine besonders schwierige Aufgabe zu stellen. Wer die Frage beantworten kann, soll sein Schwiegersohn werden. Da keiner der Schüler die Frage beantworten konnte, machte er sich wieder auf den Weg zurück nach Posen, wo er lebte. Kurz vor der Abfahrt hielt ihn einer der Schüler lautstark auf. Auf die Frage, ob er die Antwort doch wüsste, sagt er: "Nein, aber ich will die Antwort wissen!" Daraufhin wusste Raw Eiger, dass dieser Schüler der richtige Mann für seine Tochter ist.

Als Mosche nach der Sünde des Goldenen Kalbs vom Berg Sinai zurückkehrte, war er sehr zornig, nahm sein Zelt und baute es außerhalb des Lagers auf. Jeder, der etwas von ihm brauchte, sollte dann das Lager verlassen und zu ihm kommen. Bis dahin unterrichtete er das Volk im Lager, und so nahmen viele oft an seinen Schiurim teil. Er wollte nun, dass die Leute einen aktiven Schritt tun müssen, zeigen müssen, dass sie lernen wollen, um an den Schiurim teilzunehmen. Denn der Wille, etwas positive zu tun, ist besonders wichtig, so wie auch der Wille dieses einen Schülers, etwas zu lernen, und die Antwort auf eine schwierige und spannende Frage zu kennen, deutlich machte, dass er ein würdiger Mann für die Tochter von Raw Akiva Eiger sein würde.

Deshalb reichte auch schon der Verdienst des Volkes aus, die Mizwa der Bikkurim ausführen zu wollen, um ins Land zu kommen. Im Gegensatz zu den anderen Mizwot, die nur im Land Israel relevant sind, drückt die Mizwa der Bikkurim besonders die Dankbarkeit gegenüber G'tt aus, weshalb wir durch den Willen, genau diese Mizwa, mit der wir unsere Dankbarkeit für das Land Israel zeigen, auszuführen, den Verdienst erhalten, das Land zu besiedeln.


Nachdem der jüdische Landwirt in Israel alle vorgeschriebenen Abgaben an Kohanim, Lewi'im und Arme geleistet hat und die Früchte, die nur in Jeruschalajim gegessen werden dürfen, abgesondert hat, soll er bekennen, dass er G'ttes "Gebote nicht übertreten und nicht vergessen" hat. Es drängt sich die Frage auf, wieso betont wird, dass man die Gebote nicht vergessen hat. Wenn man sie einhält, hat man sie offensichtlich auch nicht vergessen. Raschi erklärt, dass damit gemeint ist, dass man nicht vergessen hat, eine Bracha zu sprechen.

Der Chatam Sofer war einmal sehr in sein Lernen vertieft, als seine Frau bemerkte, dass das Getränk, das sie ihm hingestellt hatte, leer war. Der Chatam Sofer war sich aber sicher, dass er das Getränk nicht getrunken hatte. Er erklärte seiner Frau, dass er zwar nicht sagen könne, ober er nicht unbewusst getrunken hat, aber hätte er getrunken, hätte er sicher eine Bracha gesagt, und daran hätte er sich auf jeden Fall erinnert!

Leider sagen wir aber Brachot oft nur nebenbei und ohne viel Andacht, sodass es uns schon passieren kann, dass wir vergessen, ob wir eine Bracha gesagt haben oder nicht. Es gibt immerhin auch Halachot, die sich mit der Frage beschäftigen, was zu tun ist, wenn man nicht mehr weiß, ob man eine Bracha gesagt hat oder nicht.

Das ist auch gemeint, wenn der Landwirt bekennt, dass er nicht nur die Gebote eingehalten hat, sondern sie auch nicht vergessen hat.

Auch wir sollten uns bemühen, die Gebote nicht nur einzuhalten, sondern dies so bewusst zu tun, dass wir uns auch daran erinnern und in diesem Verdienst für ein gutes Jahr eingeschrieben werden!


In der Parascha dieser Woche wird von der Mizwa der Bikkurim erzählt. Die Erstlingsfrüchte der sieben Arten, für die das Land Israel gesegnet ist, müssen nach Jeruschalajim gebracht und dort dem Priester übergeben werden. Anschließend sagt man einen Text über die Geschichte des Volkes und den Auszug aus Ägypten, in dem G'tt dafür gedankt wird, dass er uns das Land und diese Früchte gegeben hat.

Die Erstlinge muss jeder von den Früchten bringen, die er geerntet hat, doch den Text kann man nur sagen, wenn einem das Feld, auf dem die Früchte wuchsen noch gehört und der Baum oder das Feld noch weitere Früchte produzieren kann und nicht ausgetrocknet ist. Denn in diesem Fall könnte man G'tt nicht für das Land danken, das er einem gegeben hat.

Es ergibt sich also, dass man die Mizwa nur vollständig erfüllen kann, wenn es eine Frucht gibt, und ihre Quelle noch existiert und weitere Früchte produziert. Die Früchte müssen mit dem Land verbunden bleiben, es muss eine Fortsetzung geben, damit der Text über die Geschichte des Volks vorgelesen werden kann.

Genauso muss es im jüdischen Volk eine Fortsetzung geben, Traditionen müssen von Eltern an Kinder gegeben werden. Denn nur wenn es diese Fortsetzung des Volkes und die Weitergabe der Traditionen gibt, bleibt man mit dem Volk und seiner Geschichte verbunden.


Paraschat Ki Tawo wird immer am vorletzten Schabbat des Jahres gelesen. Dies ist so festgelegt, damit die Flüche, die in dieser Parascha vorkommen, vor Rosch Haschana gesagt werden. Denn die Kraft des gesprochenen Wortes ist stark, so stark, dass zum Beispiel nach der Zerstörung des Tempels die Opferungen durch Gebete ersetzt wurden. Wer heute betet, und dabei die richtige Absicht dabei hat, wird so behandelt, als hätte er das entsprechende Opfer gebracht. Genauso ist es auch, wenn wir die Flüche aus Paraschat Ki Tawo vor Rosch Haschana lesen, und dabei die richtige Absicht haben: Man wird so behandelt, als hätte man die erwähnten Strafen bereits erlitten, womit alle Sünden gebüßt sind und man von Sünden rein Rosch Haschana begehen kann.

Einer der Flüche lautet: "Deine Söhne und Töchter werden einem anderen Volk hingegeben, und deine Augen sehen es und schmachten nach ihnen den ganzen Tag, und deiner Hand fehlt die Kraft." Damit ist die vollkommene Machtlosigkeit gemeint, irgendetwas gegen das Unglück zu tun.

Wenn einem selbst oder einen anderen Person etwas Schlechtes geschieht, soll man sich zuerst an G'tt wenden, und sich nicht nur auf das eigene Handeln verlassen. In diesem Sinne kann man den Fluch auch anders verstehen, mit einer etwas anderen Übersetzung der letzten Worte: "Deine Söhne und Töchter werden einem anderen Volk hingegeben, und deine Augen sehen es und schmachten nach ihnen den ganzen Tag, und G'tt ist nicht in deinen Händen" ("We'ejn la'el jadecha"), d.h. deine Hände wenden sich nicht an G'tt. Manchmal geschehen schreckliche Dinge, aber die Leute interessieren sich nicht für die Ursachen. Sie verändern ihr Verhalten nicht, ziehen aus dem Unglück keine Schlüsse für sich. Und das ist der eigentliche Fluch, der gemeint ist: "Deine Söhne und Töchter werden [...] hingegeben", ein Unglück geschieht also, "und G'tt ist nicht in deinen Händen", und keiner interessiert sich dafür und wendet sich an G'tt.


In der dieswöchigen Parascha wird beschrieben, wie die Bikkurim, die Erstlingsfrüchte, von den Bauern zum Tempel nach Jerusalem gebracht wurden. Bei dieser Gelegenheit gab es eine Zeremonie, bei der der Bauer sehr kurz gefasst die Geschichte vom Auszug aus Ägypten und der Wüstenwanderung wiedergibt. Raschi ergänzt, dass dieser Text besonders laut gesprochen werden musste.

Nachdem die 12 Kundschafter das Land Israel bereisten, sprachen zehn von ihnen schlecht über das Land, und verursachten so schlussendlich die 40jährige Wanderung durch die Wüste. Worte, die einmal ausgesprochen wurden verschwinden nicht einfach; sie bleiben ausgesprochen und damit vorhanden. Deshalb haben die Wörter "Sache" und "Wort" auf Hebräisch auch die selbe Wurzel.

Ein Bauer, der das ihm von G'tt gegebene Land bewirtschaftet hat, und dann Erträge hat, die er nach Jerusalem bringt, muss seine Ansprache sehr laut sprechen, damit diese Worte auch bestehen bleiben, als Ausgleich für die vielen schlechten Worte, die die Kundschafter über Israel verloren hatten, und die seither im Raum stehen. Denn negatives Gerede bleibt zwar bestehen, aber das Gleiche gilt auch für positive Worte. 


In der Parascha dieser Woche werden die Bikkurim erklärt: Jeder Jude muss die Erstlinge der Ernte seiner Felder im Lande Israel nach Jerushalajim zum Tempel bringen, und dort eine bestimmte Stelle aus der Tora lesen, in der die Geschichte des Jüdischen Volkes rekapituliert wird.
Es gibt aber zwei Fälle, in denen dieser Text nicht gelesen wird: Wenn die Früchte durch einen Gesandten gebracht werden, und wenn der Baum, von dem die Früchte stammen, inzwischen abgestorben oder seiner Wasserquelle verlustig gegangen ist. Man soll nämlich die "ersten" Früchte bringen. Wenn der Baum, von dem die Früchte stammen aber gar nicht existiert, sind es nicht die ersten sondern die einzigen Früchte.

Der Mensch darf sein Handeln nicht nur auf die Gegenwart richten, sondern muss immer auch im Blick haben, was seine Taten in der Zukunft für Auswirkungen haben. Wenn man sich nicht rechtzeitig darum kümmert, dass die Kinder erzogen werden, und einem im richtigen Weg folgen, ist man - wie die Früchte eines mittlerweile abgestorbenen Baums - der Einzige, aber nicht der Erste einer Reihe von Menschen, die dem Weg der Tora und der Mizwot folgen. 


Am Tag, an dem die Kinder Israels den Jordan überquerten und Erez Israel betraten, befahl G'tt ihnen, 12 große Steine zu nehmen, sie mit Kalk zu verbinden und darauf dann die Tora zu schreiben.

Wenn mehrere Personen oder Gruppen eine Vereinbarung treffen, oder wenn gemeinsam an etwas gearbeitet wird, braucht man eine gemeinsame Basis, übereinstimmende Ziele, auch wenn die sonstigen Interessen verschieden sein mögen.

So war es auch bei den 12 Stämmen des Volkes Israel vor dem Betreten des verheißenen Landes: Jeder hatte seine persönlichen Pläne für das Leben in Israel, gemeinsam hatten aber alle die Tora als Grundlage ihres Seins und deshalb konnten sie im Land Israel bleiben.

Deshalb befahl G'tt Ihnen, die die 12 Stämme symbolisierenden 12 Steine zu einer großen Tafel zu vereinen und darauf ihre gemeinsame Basis, die Tora, zu meißeln.