Wenn man sich fragt, was dazu geführt hat, dass Josef zum Zwecke der Traumdeutung für den Pharao aus dem Gefängnis geholt wurde, ist die naheliegendste Antwort, dass dies der Mundschenk der Pharao war, der sich schlussendlich an Josef erinnerte. Doch wenn man etwas weiter zurückblickt, war es Josef selber, der dies bewirkte: Durch seine Nachfrage nach der Ursache der schlechten Laune des Mundschenks setzte er die Ereignisse, die zu seiner eigenen Rettung führen sollten, selbst in Gang.
Doch in Wahrheit begann seine Erlösung noch früher: Der Mundschenk war im Gefängnis, weil sich eine Fliege im Becher des Pharaos befand, was in seine Verantwortung fiel. Doch tatsächlich ist das sehr ungewöhnlich - eigentlich hätte das dem Mundschenk auffallen müssen. G'tt hatte aber dafür gesorgt, dass die Fliege im Becher sein würde, damit der Mundschenk ins Gefängnis kommt uns so schlussendlich Josef errettet wird. 
Dies deutet Josef dem Mundschenk auch durch ein überflüssiges "denn" in seiner Traumdeutung an. Er will ihm damit erklären, dass das Treffen mit Josef, um für ihn beim Pharao ein gutes Wort einzulegen, der Grund war, weshalb er überhaupt eingesperrt worden war.
Es war also so ein kleines Wesen wie eine Fliege, von der das Schicksal von Josef und damit vom ganzen Volk bis heute abhängt! Auch in den heutigen Tagen sehen wir, wie G'tt es bewirken kann, dass Wesen, sogar noch kleiner als eine Fliege, das Leben von allen Menschen auf der Welt beeinflussen können. Wir beten zu G'tt, der einst Wunder tat und es wieder tun wird, und hoffen, dass wir den Verdienst haben in Gesundheit und mit Freude weiter zu leben!

 


In der dieswöchigen Parascha hat der Pharao zwei Träume, die sich sehr ähnlich sind. Zuerst träumt er, dass sieben magere Kühe sieben fette Kühe fressen, und danach träumt er, dass sieben magere Ähren sieben gesunde Ähren verschlingen. Nachdem sich kein Ägypter findet, der den Traum deuten kann, wird schließlich Josef gerufen, um ihn zu erklären. Er muss deuten, was der erste Traum bedeutet, aber auch, weshalb er mit anderen Details wiederholt wird.

Dazu muss man wissen, dass es prophetische Träume gibt, aber natürlich auch Träume, die keine Bedeutung haben. Es gibt mehrere Anzeichen für einen prophetischen Traum. Zum Beispiel ist ein Traum über ein Thema, mit dem man sich aktuell beschäftigt, eher kein prophetischer Traum. Andererseits ist ein wiederholt auftretender Traum ein Anzeichen für eine Prophezeiung. In diesem Fall wurde der Traum bzw. sein Thema in der selben Nacht wiederholt, was auf jeden Fall einer Erklärung bedarf.

Josef erklärt, dass die sieben fetten Kühe und die sieben guten Ähren für sieben Jahre guter Sättigung im Land stehen. Die sieben mageren Kühe und dünnen Ähren dagegen stehen für sieben Jahre des Hungers, der Ägypten befallen wird. Was die Wiederholung betrifft erläutert Josef, dass diese den Zeitpunkt für die Prophezeiung bestimmt: Die schnelle Wiederholung in der selben Nacht bedeutet, dass die Prophezeiung bald eintreten wird.

In Wirklichkeit herrschten aber nur zwei Jahre des Hungers: Sobald Ja'akow nach Ägypten kam, endete das Hungerleiden, denn der einzige Grund dafür war es, Ja'akow, der das Land Israel freiwillig nicht verlassen hätte, nach Ägypten zu bringen. Die restlichen fünf Jahren traten erst zur Zeit des Propheten Jecheskiel ein.

Doch wo findet sich das im Traum und in der Traumdeutung?

Im zweiten Traum steht über die guten Ähren, dass sie "an einem Halm wachsen", während über die dünnen, dürren Ähren nur steht, dass sie wachsen. Da der zweite Traum den Zeitpunkt bestimmt, findet man hier schon einen Hinweis darauf, dass die sieben Jahre der Sättigung in einem Stück stattfinden werden, während das bei den Jahren des Hungers nicht der Fall ist.

Das verarbeitet Josef auch in seiner Deutung: Er kündigt die sieben Jahre des Hungers mit folgenden Worten an: "Und die sieben mageren und schlechten Kühe sind sieben Jahre, und die sieben dünnen Ähren werden sieben Jahre." Der zweite Traum, der den Zeitpunkt angibt, wird mit dem Wort "werden" gedeutet, weil die sieben Hungerjahre nicht alle sofort eintreten werden, anders als die sieben Jahre der Sättigung, die sofort eintreten.

Wir erkennen anhand dieser Episode die große Bedeutung von Träumen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Verwirklichung eines Traumes sich danach richtet, wie man über ihn redet. Deshalb soll man nie sagen, dass man einen schlechten Traum hatte. Stattdessen soll man den Traum niemanden erzählen, nur sagen, dass man einen guten Traum hatte, und eine Prozedur durchzuführen, die "Hatawat Chalom" heißt, in der der schlechte in einen guten Traum umgewandelt wird. 


In der Parascha dieser Woche erklärt Josef dem Pharao seinen Traum, nachdem dessen Wahrsager und Berater bereits daran gescheitert sind. Noch am selben Tag wird Josef vom Pharao aus dem Gefängnis entlassen, geehrt und zum Vizekönig des Ägyptischen Reiches ernannt. Es fällt die große Eile auf, in der sich das Blatt für Josef zum positiven wendet, nachdem er zuvor 12 Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen ist.

Der Maharal erklärt, dass übernatürlich, offene Wunder schnell geschehen. So geschah der Auszug aus Ägypten nach jahrhundertelanger Versklavung auch überraschend schnell, in einer Nacht. Dem Volk wurde sogar geboten, marschbereit den ersten Sederabend zu begehen, damit man umgehend das Land verlassen konnte. Dementsprechend musste auch die Erlösung Josefs schnell und ohne Verzögerungen ablaufen.

Eine andere Erklärung besagt, dass jedes Leiden und jede Prüfung auf der Welt eine genau bestimmte Zeit hat. Es gibt keine Verzögerungen, auch nicht im kleinsten Bereich. Josefs genau bemessene Zeit der Gefangenschaft ist an diesem Tag, der Midrasch sagt, dass es Rosch Haschana war, zu Ende gekommen. Deshalb musste in sehr schneller Zeit aus dem gefangenen Knecht ein ehrwürdiger Vizekönig werden.


Pharao hat zwei Träume. Beim ersten steht er am Nil, als plötzlich sieben fette Kühe aus dem Wasser steigen, und grasen. Dann tauchen sieben magere Kühe auf und fressen die fette Kühe auf. Im zweiten Traum verschlucken sieben magere Ähren sieben fette. Nachdem kein Traumdeuter Pharaos Traum deuten kann, wird schließlich Joseph aus dem Gefängnis geholt. Pharao erzählt ihm seinen Traum, und er kann ihn auch tatsächlich richtig deuten.
Zu dieser Episode stellen sich zwei Fragen:
1. Als Pharao Joseph den Traum erzählt, wiederholt die Tora die Geschichte, anstatt einfach zu schreiben: "Pharao erzählte Joseph den Traum". Wie wir wissen, steht in der Tora nichts Überflüssiges, jedes Wort hat seine Bedeutung. Daher muss es auch dafür eine Erklärung geben.
2. Woher weiß Pharao, dass Josephs Deutung die richtige ist?

Der Chatam Sofer erklärt, dass die erste Frage die zweite beantwortet: In Wirklichkeit erzählt Pharao Joseph eine abgewandelte Version seines Traumes. Joseph aber ignoriert das; er deutete den wirklichen Traum. Damit war für Pharao klar: dieser Mann ist ein Mann G'ttes, und die Deutung muss dementsprechend stimmen.

Am Ende von Josephs Prophezeiung erklärt dieser auch, weshalb Pharao zwei sehr ähnliche Träume träumte: Die prophezeiten Ereignisse sollten sofort eintreten, G'tt hatte es schon sehr eilig damit. Das bedeutet, dass der zweite Traum sozusagen die Zeit bestimmt, in der der Traum in Erfüllung gehen soll.
Bei der Deutung des ersten Traums sagt Joseph: "die sieben fetten Kühe sind sieben Jahre" und "die sieben mageren Kühe sind sieben Jahre." Bei der Deutung des zweiten Traums sagt er aber: "die sieben fetten Ähren sind sieben Jahre" und "die sieben mageren Ähren - es werden sieben Hungerjahre kommen."

Der Gaon von Wilna erklärt den Unterschied so: Die Hungerjahre dauerten in Wirklichkeit nicht sieben, sondern nur zwei Jahre; als Ja'akow nach Ägypten kam, hörte die Hungersnot sofort auf. Da der zweite Traum, wie vorher gesagt, die Zeitangabe für die Prophezeiung beinhaltet, steht beim zweiten Traum nicht "die sieben mageren Kühe sind sieben Jahre", was bedeutet hätte, dass gleich sieben Hungerjahre folgen werden, sondern es steht: "die Hungerjahre werden kommen", also anders als der restliche Trauminhalt, nicht sofort. Und tatsächlich folgten die restlichen fünf Hungerjahre in Ägypten dann viele hundert Jahre später.