Ein Nasir verpflichtet sich für eine bestimmte Zeit, sich nicht an Toten zu verunreinigen, keine Traubenprodukte zu sich zu nehmen und sich seine Haare nicht zu schneiden. Die Gemara erklärt uns, dass die normale Nasir-Zeit 30 Tage beträgt. Die Tora sagt, dass der Nasir "kadosch", heilig, ist. Doch die Kommentatoren fragen sich, was so heilig daran ist, einen Monat lang die Haare nicht zu schneiden. Es kommt durchaus vor, dass Menschen einen Monat lang nicht zum Friseur gehen. Auch Wein und Traubensaft trinkt, vom Kiddusch abgesehen, nicht jeder regelmäßig. Auch das Verunreinigen an Toten lässt sich, wenn man etwas darauf achtet, leicht vermeiden. Was war dann das Besondere am Nasir, dass er von der Tora heilig genannt wird? Heilig wird jemand genannt, der seine Triebe überwindet, etwas nicht zu tun. Normalerweise ist es kein Problem, einen Monat lang die Haare nicht zu schneiden oder keinen Wein zu trinken, denn man weiß, dass man es jederzeit könnte. Doch sobald man weiß, dass man etwas nicht darf, versucht einen der Jezer Hara, der böse Trieb, dazu zu verleiten, es doch zu tun. Deshalb sagt die Gemara auch, dass derjenige, der etwas verpflichtet tutgrößer ist als derjenige, der es aus freiem Willen tut. Denn der verpflichtete hat einen viel stärkeren Jezer Hara, es nicht zu tun. Der Nasir legt sich selbst eine Verpflichtung auf, wodurch automatisch der Jezer Hara, die ihm nun verbotenen Dinge zu tun, entsteht. Diesen Trieb muss er nun überwinden, und wird so heilig. Viele Menschen handeln meistens sehr spotan. Ihnen wird etwas gesagt, und sie antworten oder reagieren sofort. Wenige Menschen denken nach, bevor sie etwas tun. Doch genau das, das Handeln aus Gedanken heraus, ist heilig. Alles um einen herum hat einen Einfluss auf einen. Jemand, der den Prozess einer Sota, einer Frau, die der Untreue verdächtigt wurde, miterlebt, denkt darüber nach und fragt sich, wie er davon unbeeinflusst bleiben kann. Er könnte nach einer anderen Erklärung zur eingangs gestellten Frage auf die Idee kommen, eine Zeit lang ein Nasir zu sein. Dieses Nachdenken und danach Handeln ist heilig.

 


In der Parascha dieser Woche kommt unter anderem der Segen der Kohanim (Birkat Kohanim) vor. Bevor die Kohanim diesen sprechen, erwähnen sie, dass ihnen befohlen wurde, das Volk "in Liebe" zu segnen. Woran liegt es, dass die Bracha vor Birkat Kohanim die einzige ist, in der diese Formulierung auftaucht? Warum muss ausgerechnet diese Mizwa "in Liebe" ausgeführt werden?

Der Kozker Rebbe erklärt, dass man jemanden nur mit Liebe segnen kann, sonst wirkt es gar nicht. Aus diesem Grund muss diese Mizwa mit Liebe ausgeführt werden.

Die Gemara entnimmt der Formulierung "so sollt ihr das Volk segnen", dass der Kohen dem Segen nichts hinzufügen darf. Doch es gibt noch eine tiefere Bedeutung des Wortes "so". Der erste, der diesen Segen sprach war Ahron am Anfang von Paraschat Schmini. Er sprach ihn damals ohne dazu befohlen worden zu sein, aus Freude und Begeisterung über die Einweihung des Mischkan und darüber, dass ihm und dem Volk die Sünde mit dem Goldenen Kalb verziehen wurde. Mit dem Wort "so" will die Tora betonen, dass die Kohanim das Volk so wie Ahron mit Liebe segnen sollen. Aus diesem Grund wird diese Liebe in der Bracha erwähnt, und aus dem selben Grund wird in ihr auch auf Ahron Bezug genommen, wenn die Kohanim erwähnen, dass sie mit der Heiligkeit Ahrons geheiligt wurden. 


Die Fürsten der zwölf Stämme brachten zur Einweihung des Mischkan jeweils ein Opfer. Doch beim ersten Opfer, dem von Nachschon ben Aminadaw, dem Fürsten des Stammes Jehuda, wird das Wort Opfer gleich im ersten Satz erwähnt, einmal mehr als bei allen anderen Früsten.

Es fällt auch auf, dass Nachschon sein Opfer zuerst brachte, obwohl es andere naheliegende Kandidaten gegeben hätte, zum Beispiel die Stämme von Re'uwen oder Josef, den Erstgeborenen von Ja'akows Frauen. Doch der Stamm Jehuda stellte die Könige des Volkes, weshalb Nachschon die Ehre zuteil wurde, als erster das Opfer zu bringen.

Der Midrasch berichtet, wie G'tt dem Volk vor der Meerspaltung befahl, ins Wasser zu gehen. Doch keiner wagte es, bis Nachschon ben Aminadaw den ersten Schritt machte und ins Wasser schritt, bis er fast vollständig unter Wasser war. Erst als G'tt dieses G'ttvertrauen im Volk merkte, spaltete er auch tatsächlich das Meer, sodass das ganze Volk es durchqueren konnte.

Mit diesem Midrasch können wir auch die Episode des Opfers des Stammes Jehuda erklären: Da Jehuda als erster ins Wasser ging, verdiente er es, zuerst das Opfer zu bringen. Und die erste Erwähnung des Wortes "Opfer" im Zusammenhang mit Nachschon meint nicht das von ihm zur Einweihung des Mischkan dargebrachte Opfer, sondern seine Selbstaufopferung für das Volk am Schilfmeer. Die weiteren Erwähnungen beziehen sich dann auf seine Opfer zur Einweihung, wie bei allen anderen Fürsten.


Ein Nasir verpflichtet sich für eine bestimmte Zeit, sich nicht an Toten zu verunreinigen, keine Traubenprodukte zu sich zu nehmen und sich seine Haare nicht zu schneiden. Die Gemara erklärt uns, dass die normale Nasir-Zeit 30 Tage beträgt. Die Tora sagt, dass der Nasir "kadosch", heilig, ist. Doch die Kommentatoren fragen sich, was so heilig daran ist, einen Monat lang die Haare nicht zu schneiden. Es kommt durchaus vor, dass Menschen einen Monat lang nicht zum Friseur gehen. Auch Wein und Traubensaft trinkt, vom Kiddusch abgesehen, nicht jeder regelmäßig. Auch das Verunreinigen an Toten lässt sich, wenn man etwas darauf achtet, leicht vermeiden. Was war dann das Besondere am Nasir, dass er von der Tora heilig genannt wird?

Heilig wird jemand genannt, der seine Triebe überwindet, etwas  nicht zu tun. Normalerweise ist es kein Problem, einen Monat lang die Haare nicht zu schneiden oder keinen Wein zu trinken, denn man weiß, dass man es jederzeit könnte. Doch sobald man weiß, dass man etwas nicht darf,  versucht einen der Jezer Hara, der böse Trieb, dazu zu verleiten, es doch zu tun. Doch im Judentum gibt es viele Dinge, die prinzipiell erlaubt sind, aber nicht immer und zu jeder Zeit. So dürfen wir Milch trinken, aber nicht direkt nach Fleisch. Wir dürfen diverse Tätigkeiten ausüben, aber nicht am Schabbat, etc. Der Nasir legt sich selbst eine Verpflichtung auf, wodurch automatisch der Jezer Hara, die ihm nun verbotenen Dinge zu tun, entsteht. Diesen Trieb muss er nun überwinden, und wird so heilig.


Es gilt der Grundsatz, dass jemand, der zum Beispiel eine Bracha hört, gilt, als hätte er sie selbst gesprochen. Doch davon gibt es eine Ausnahme: Wenn es eine bestimmte vorgeschriebe Art gibt, in der die Bracha gesagt werden muss, kann der, der sie sagt, niemanden anderen damit von seiner Pflicht befreien. Beim Lesen der Megilla sagen wir einige Psukim der Erlösung laut, weil wir uns darüber freuen. Doch wir lesen auch den Pasuk über die geöteten Söhne Hamas laut, obwohl wir uns darüber nicht freuen. Hier gibt es aber eine vorgeschriebene Art, in der der Pasuk gesagt werden soll, nämlich in einem Atemzug. Diese besondere Art kann uns der Megilla-Vorleser nicht abnehmen, weshalb wir den Satz auch selbst lesen müssen.

Dies ist auch der Grund, weshalb Birkat Kohanim, der Priestersegen, der In der dieswöchigen Parascha beschrieben wird, immer von allen Kohanim gleichzeitig gesprochen wird, und nicht einer ihn für alle spricht. Es gibt nämlich die Meinung, dass der Segen laut gesprochen werden muss.

In der Bracha, die die Kohanim vor dem Priestersegen sprechen, sagen sie, dass sie das Volk "mit Liebe" segnen werden. Das liegt daran, dass ein Segen, den man für jemanden spricht, nur wirkt, wenn man ihn auch meint. Daher müssen die Kohanim den Segen mit Liebe zum Volk sprechen. Auch das ist eine besondere Art, den Segen zu sprechen.

Da es hier dann also eine bestimmte Art gibt, in der der Priestersegen gesprochen werden soll, muss jeder Kohen ihn selber sprechen.

Wir erkennen aber an der besonderen Bedeutung, die sas Segnen durch die Kohanim "mit Liebe" hat, dass die Zeit von Birkat Kohanim eine Zeit ist, in der G'tt uns Dinge zuteil werden lässt, die wir uns wünschen. Wenn wir Liebe für G'tt empfinden, erhalten wir auch Liebe von G'tt.


Anlässlich der Einweihung des Mischkans in der Wüste brachten die Fürsten der zwölf Stämme vom 1. bis zum 12. Nissan jeweils ein Opfer. Die Beschreibung der Opfer wird jeweils mit der Nennung des Namens des Fürsten zusammen mit dem Titel "Nassi" (Fürst) eingeleitet. Nur Nachschon ben Aminadav, der Fürst des Stammes Jehuda, wird ausschließlich mit seinem Namen und seinem Stamm, ohne den Titel, genannt.

Raschi erklärt dies damit, dass er das Opfer nicht aus Mitteln des Stammes, sondern aus seinem Privatvermögen finanzierte.

Eine andere Erklärung besagt, dass Nachschon das Opfer nicht brachte, weil er der Fürst seines Stammes war, wie die anderen Fürsten, sondern aus eigenem Verdienst würdig war, dieses Opfer zu bringen, da er, als niemand sich wagte, ins noch nicht gespaltene Meer zu gehen, die Initiative ergriff, auf G'tt vertraute und den ersten Schritt wagte. Deshalb brachte er auch das erste Opfer und nicht der Fürst des Stammes Re'uven, der ja der Erstgeborene der Stämme war. Denn es gibt Leute, die ihre Bedeutung wegen ihres Amtes oder ihrer Funktion erlangen, wie zum Beispiel Staatsoberhäupter oder wichtige Beamte. Andererseits gibt es Leute, die unabhängig von einem bestimmten Amt oder einem bestimmten Titel Bedeutung erlangen und als wichtig empfunden werden. Nachschon ben Aminadav gehörte dieser zweiten Gruppe an, weshalb bei ihm seine Funktion nicht genannt werden musste.

Und schließlich war der Stamm Jehuda dafür vorgesehen, Vorfahre der jüdischen Königsdynastie zu sein. Es wäre daher eine Herabwürdigung gewesen, Nachschon, das Oberhaupt des Stammes, nur als Fürst zu bezeichnen, wie die Oberhäupter der anderen Stämme.


In der Parascha dieser Woche werden die Halachot für den Nasir besprochen. Ein Nasir nimmt freiwillig einige Einschränkungen auf sich. So darf er sich zum Beispiel nicht die Haare schneiden, keinen Wein trinken und sich nicht an Toten verunreinigen. Am Ende dieser freiwilligen Nasir-Zeit, die der Mensch nutzen kann, um spirituell auf eine höhere Stufe zu kommen, gibt es eine spezielle Zeremonie, die aus mehreren Opfern besteht. Schlussendlich steht in der Tora: "Dann trinkt der Nasir Wein." Doch eigentlich ist der, der den Wein trinkt, zu diesem Zeitpunkt kein Nasir mehr - gerade deshalb darf er ja wieder Wein trinken.

Alles, was der Mensch tut, und jede Erfahrung, die er macht, beeinflussen ihn. Wenn man den Tag mit einer Tfila im Minjan und einem Schiur beginnt, ist der ganze Tag ein anderer, auch wenn man das oberflächlich betrachtet gar nicht merkt. Wenn man in seiner Jugend eine Zeit lang auf einer Jeschiwa war, beeinflusst einen das ein Leben lang.

Genauso verhält es sich mit der Zeit als Nasir: Wenn man sich einige Zeit lang vieler erlaubter Genüsse entsagt und sich eingehend mit spirituellem Aufstieg beschäftigt hat, beeinflusst einen das ab dann das ganze Leben lang. Man ist nicht mehr der selbe Mensch wie zuvor, man ist zu einem kleinen Teil immer noch Nasir geblieben. Diesen Umstand deutet die Tora an, in dem sie schreibt: "Der Nasir trinkt Wein."


In der dieswöchigen Parascha werden die verschiedenen Aufgaben der Lewi'im-Familien beschrieben. Eine der Aufgaben nennt sich "Dienst des Dienstes." Raschi erklärt, dass damit der Gesang der Lewi'im während des G'ttesdienstes im Tempel gemeint ist, der ein Dienst ist, der einem anderem Dienst (dem Opferdienst) dient. Die Lewi'im begleiteten nämlich die meisten Opferungen und anderen Zeremonien im Tempel mit Liedern. In Erinnerung daran sagen wir bis heute in der Früh beim Gebet "Schir schel Jom", das Lied des Tages.
Doch wieso wird Singen, genauso wie das Tragen der Geräte und des Stiftszeltes, als "(Gottes-)Dienst" bezeichnet?

Viele Gebote, wie zum Beispiel das Fasten zu Jom Kippur, erfüllt man ausschließlich aufgrund des g'ttlichen Befehls. Man empfindet kein Vergnügen an der Ausübung des Gebotes, außer eben der Tatsache, dass man einen g'ttlichen Befehl erfüllt. Es gibt aber andere Gebote, die wir auch persönlich genießen. Beispiele dafür sind die Freude an Feiertagen, "Oneg Schabbat", das Vergnügen am Schabbat, sowie einige andere Mizwot, die mit einem angenehmen Aspekt verbunden sind. Es ist eine besondere Herausforderung, auch diese Mizwot "leschem schamajim", zur Erfüllung der Pflicht, auszuüben, und nicht, weil sie einem Spaß machen.
Das Singen der Lewi'im ist ein Beispiel für so eine Mizwa, die einem Vergnügen bereitet, und trotzdem in erster Linie wegen der Mizwa erfüllt werden soll. Deshalb wird sie von der Tora auch "Dienst" genannt. Wir sollten uns auch bemühen, die angenehmen Gebote genauso wie diejenigen, die uns schwer fallen, "leschem schamajim" zu erfüllen, auch wenn das nicht immer leicht ist.


In der Parascha dieser Woche kommt der Priestersegen, Birkat Kohanim, vor. Dabei stellen sich die Kohanim vor das Volk, bedecken sich mit einem Tallit, und segnen das Volk, das sein Gesicht ebenfalls mit dem Tallit bedeckt.
Zur Zeit des Tempels haben die Kohanim beim Priestersegen den Namen G'ttes ausgesprochen. Jemand, der dabei zusah, hätte dabei blind werden können. Das ist der Grund, weshalb ursprünglich vorgeschrieben wurde, die Augen zu bedecken. Doch seit der Zerstörung des Tempels wird dieser Name G'ttes nicht mehr ausgesprochen, sodass dieser Grund nicht mehr zutrifft.
In Tosfot wird aber ein anderer Grund erwähnt, weshalb wir auch heute noch das Gesicht bedecken: Solange wir etwas sehen, gibt es viele Dinge, die uns ablenken können. Sobald wir aber die Augen schließen, und nicht durch optische Reize abgelenkt werden, können wir uns voll auf den Segen konzentrieren.
Raw Schimschon Rafael Hirsch präzisiert diesen Gedanken noch: Die Kohanim sprechen zwar den Segen, aber wie auch in der Tora steht: Im Endeffekt segnet G'tt uns, die Kohanim sind nur Mittler dieses Segens. Wenn wir uns die Kohanim beim Priestersegen ansehen würden, könnten wir das vergessen und denken, dass die Kohanim uns segnen.

Daraus lernen wir auch, dass uns sehr stark beeinflussen kann, was wir sehen. Deshalb müssen wir immer gut nachdenken, wenn wir etwas sehen, um festzustellen, ob die Dinge wirklich so sind wie sie scheinen.


In der Parascha dieser Woche wird unter anderem von zwei Ritualen berichtet: Das Nasir-Gelübde und der Segen der Priester

1) Ein Nasir gelobt während einer bestimmen Zeit, keinem Toten nahezukommen, keine Traubenprodukte zu sich zu nehmen und seine Haare nicht zu schneiden. Offensichtlich will die Tora nicht, dass wir unser ganzes Leben so leben, es bedarf zu dieser Lebensweise eines besonderen Gelübdes. In welchen Fällen ist ein solches Gelübde von der Tora also vorgesehen?

Direkt vor der Beschreibung der Bestimmungen des Nasirs wird über die Prozedur berichtet, mit der festgestellt werden kann, ob eine Frau, der Ehebruch vorgeworfen wird, diesen wirklich begangen hat. Raschi erklärt, dass jemand, der diesen Prozess mitverfolgt hat, abgehärtet werden könnte; in Zukunft würde ihn ein ähnliches Ereignis nicht mehr so stark bewegen. Genauso wie man sich an andere schreckliche Ereignisse wie Unfälle und Tod gewöhnt, wenn man ihnen nur oft genug ausgesetzt ist.

Um solch eine Reaktion zu verhindern, soll man eine starke Gegenaktivität setzen, wie zum Beispiel intensives Gebet, Lernen oder in biblischen Zeiten durch das Nasir-Gelübde.

2) G'tt beauftragt die Kohanim, das jüdische Volk mit einer bestimmten Formel zu segnen. Bei diesem Priestersegen wenden wir unser Gesicht von den Priestern, die den Segen durchführen, ab. Eine der Erklärungen dafür besagt, dass man beim Anblick der Priester beim Segnen zum Schluss kommen könnte, dass sie selber den Segen spenden. In Wirklichkeit steht aber in der Tora: "Sie legen meinen Namen auf Jisraels Söhne; und Ich, Ich segne sie." Würde man die Priester beim Segnen ansehen, könnte man leicht vergessen, von wem der Segen eigentlich ausgeht.

In beiden Fällen hat das Sehen eine sehr starke Bedeutung, und es müssen jeweils Maßnahmen ergriffen werden, um den negativen Konsequenzen vorzubeugen.


In der dieswöchigen Parascha wird das Opfer jedes Stammes zur Einweihung Stiftszelts, das jeweils der Fürst des Stammes darbrachte, beschrieben. Dabei wird jedem Namen eines Fürsten der Titel "Fürst" vorangestellt. Nur bei den Fürsten von Issachar und Jehuda steht zuerst der Name und dann der Titel.

Ein Mensch kann aufgrund seines Amtes geehrt werden. Diese Ehre wird ihm nur solange zu Teil, solange er das Amt ausübt. Ein Mensch kann aber auch aufgrund seiner Person, aufgrund seiner persönlichen Eigenschaften, geehrt werden. So eine Ehre ist von einem Amt unabhängig - sie bleibt auch bestehe, wenn man ein Amt nicht mehr ausübt.
Das ist es, was uns die Tora mit der Nachstellung des Titel bei zwei Fürsten sagen will: Beide waren aufgrund ihrer Person ehrenwert, weswegen sie auch in erster Linie mit ihrem Namen genannt wurden - ihr Amt war nebensächlich.
Der Fürst von Jehuda war derjenige, der genug G'ttvertrauen hatte und als erster ins Meer ging, woraufhin es sich spaltete, und das ganze Volk folgen konnte.
Der Fürst von Issachar war ein großer Torahgehlehrter, und war deshalb auch sehr geschätzt.
Beide haben es verdient, bei ihrem Namen, und nicht bei ihrem Amt genannt zu werden.


Die Parascha dieser Woche ist die längste Parascha der Tora. Interessanterweise wiederholen sich in den letzten 60 Psukim zwölf Mal die selben fünf Sätze. Bei der Einweihung des Mischkans bringen innerhalb von zwölf Tagen die Fürsten der zwölf Stämme jeden Tag dasselbe Opfer. Es wäre eigentlich nicht nötig, ein und dasselbe Opfer zwölf Mal aufzuzählen. Es würde reichen, es einmal zu beschreiben und zu erwähnen, dass alle zwölf Fürsten dieses Opfer gebracht haben.

Es wird erklärt, dass die Opfer für jeden der Fürsten etwas anderes bedeuteten, sie hatten einen anderen Zugang zum Opfer. Deshalb wird es bei jedem gesondert beschrieben.
Daraus lernen wir, dass es nicht dasselbe ist, wenn man die selbe Sache mit verschiedenen Intentionen tut. Die Gedanken, die man bei einer Tat hat, verändern ihre ganze Bedeutung. Deswegen sollte uns bei unseren Handlungen auch immer die Bedeutung der Absichten, die wir dabei haben, bewusst sein.