Raw Kook s.A. erklärt, dass wir zu Rosch Haschana nicht nur unsere Sünden bekennen sollen, sondern auch unsere Mizwot erwähnen und um Kraft beten sollen, diese weiter auszuführen. So können wir erwähnen, dass wir gebetet, Schabbat gehalten oder koscher gegessen haben, aber auch, dass wir es weiter tun und auch verbessern wollen, in dem wir zum Beispiel mit Minjan beten, öfter zu Schiurim gehen oder andere Mizwot auf uns nehmen.
In diesem Sinne ist zu verstehen, weshalb der Kürbis nicht nur für das Zerreissen des schlechten Urteils steht, sondern für das ebenfalls wichtige Erwähnen unserer Mizwot, das nicht vergessen werden soll?
Im Schulchan Aruch wird bezüglich des Schofars festgelegt, dass sowohl ein Schofar mit einem tiefen als auch eines mit hohen Ton koscher ist, denn jede Tonart ist erlaubt. Das ist einerseits eine Halacha, vermittelt andererseits aber auch eine Idee:
Und nur durch diese Furcht vor G'tt können wir erreichen, dass wir gemeinsam mit ganzem Herzen G'ttes Wille erfüllen
Es ist ein Brauch, Erew Rosch Haschana und Erew Jom Kippur in die Mikwe zu gehen. Dadurch soll der Körper spirituell gereinigt werden. Obwohl wir das Wesen der Reinigung nicht verstehen, gibt es doch einige Ideen, die wir mit der Mikwe verbinden können.
Wenn jemand in die Mikwe geht, muss er zuerst Treppen herabsteigen. Anschließend muss er sogar untertauchen. Dem Mensch soll damit von seinem Hochmut befreit werden, indem er symbolisch tief heruntersteigen muss. Es muss uns bewusst sein, dass wir selber keine Bedeutung haben. Wir können viel erreichen, aber auch alles verlieren, je nachdem, wie G'tt uns führt.
Das Wasser in der Mikwe ist Leitungswasser, das mit Regenwasser in Berührung steht. So kann das reine Regenwasser das normale Wasser reinigen. Es ist nachvollziehbar, dass reines Wasser unreines Wasser reinigen kann. Doch anschließend taucht sich der Mensch in diesem Wasser unter und wird ebenfalls (spirituell!) gereinigt. Das ist nicht mehr so leicht nachvollziehbar. Doch wenn wir uns bewusst sind, dass wir eigentlich keine Bedeutung haben, also uns bewusst sind, dass wir nichts sind, kann uns das reine Wasser ebenfalls reinigen.
Jedes zehnte Tier, dass bei einem jüdischen Bauern geboren wurde, musste zur Zeit des Tempels dem Kohen gegeben werden. Diese Abgabe heißt "Masser Behemot." Dazu geleitete man alle Tiere aus einem Gehege ins nächste, wobei jeweils nur ein Tier durch den Durchgang passte. Jedes zehnte Tier das durchging wurde dann mit einem Farbstrich markiert. So war klar, welche Tiere später als Masser Behemot dem Kohen gegeben werden mussten, und dann geopfert wurden. Die Tiere wussten natürlich nichts von ihrem Schicksal.
Aber hätten sie gewusst, dass sie einen Farbstrich auf dem Rücken haben, und was er bedeutet, hätten sie sofort alles getan, um sich irgendwie zu waschen, um diesen Strich loszuwerden.
Auch wir Menschen haben einen "Farbstrich am Rücken". Jedes Jahr, wenn zu Jom Kippur unser Schicksal für das kommende Jahr besiegelt wird, können wir eine solche Markierung erhalten. Wir sehen sie zwar nicht, aber wir müssen uns ihr und ihrer Bedeutung bewusst sein, und uns rechtzeitig "reinigen" und heiligen.
Denn dass man nicht merkt, dass ein schlechtes Urteil über einen gefällt wurde, heißt noch lange nicht, dass ein solches nicht besteht. Genauso wie das Schaf sind viele Menschen ahnungslos. Doch wüssten sie, was für ein Schicksal ihnen droht, und wie ernst die Zeit von Rosch Haschana und Jom Kippur für sie ist, würden sie sofort reagieren, und alles mögliche tun, um ein besseres Urteil zu erreichen.
Im Schir Hamaalot, das in den 10 Bußtagen gesagt wird, steht unter anderem der Satz: "Israel hofft auf Haschem, denn mit Haschem ist Güte, und mit Ihm ist die Erlösung. Und Er soll Israel von all seinen Sünden erlösen."
Wer ist mit "Er" gemeint? Auf den ersten Blick natürlich Haschem.
Es wird aber erklärt, dass sich das hebräische "Hu" - "Er" auf die Hoffnung auf Haschem bezieht. Das bedeutet, dass schon alleine die Hoffnung auf Haschem das Volk von seinen Sünden erlöst. Durch die Erkenntnis, dass nur G'tt uns geben kann, was wir brauchen, und wir ohne ihn nichts haben, wenden wir uns an G'tt, und durch diese Erkenntnis wird das Volk erlöst. Wenn das Volk weiß, dass außer Haschem ihm niemand helfen kann, ist es auf dem richtigen Weg und wird erlöst werden.
Leschana Towa Tekatewu wetechatemu!
Im Mussafgebet von Rosch Haschana und Jom Kippur steht: "G'tt tut Gutes den Bösen und Guten."
Wieso ist G'tt den "Bösen" gegenüber barmherzig?
Eine Erklärung besagt, dass in diesem Satz nicht eine Gruppe von "bösen" und eine von "guten" Menschen gemeint ist, sondern die Gruppe jener Personen, die sowohl gute als auch schlechte Taten tun. G'tt ist also nicht nur zu denen gut, die nur gute Taten tun, sondern auch zu denen, die sowohl Gutes als auch Schlechtes in sich vereinen.
Nach einer zweiten Erklärung sind mit den "Bösen" diejenigen gemeint, die zwar Böses tun, aber gut sein wollen, weswegen G'tt auch mit diesen Erbarmen hat.