Die Tora betont bei Mosches kritischer Ansprache an das Volk, dass diese "zu ganz Israel" gesprochen wurde. Mosche kritisierte hier nämlich das Volk für diverse Vergehen in den vergangenen 40 Jahren. Wären nicht alle anwesend gewesen, hätten die Abwesenden nachher sagen können: Wären wir dabei gewesen, hätten wir uns in dieser oder jener Art rechtfertigt. Damit wirklich alle die Kritik akzeptieren und annehmen, war es wichtig, dass alle anwesend waren. Wenn nun jemand meinte, er hätte etwas zu den Vorwürfen zu sagen, konnte er dies sofort tun. Damit war anschließend allen klar, dass Mosches Kritik gerechtfertigt war.
Eine andere Erklärung betont die besondere Qualität von Mosches kritischer Ansprache. Es ist sehr schwierig, zu einer vielfältigen Zuhörerschaft zu sprechen. So zu sprechen, dass Gelehrte und Ungelehrte, Junge, Alte, Männer, Frauen, Kinder einen alle verstehen und andererseits von der Ansprache ergriffen werden, ist kaum zu erreichen. Doch Mosche sprach "zu ganz Israel".
Nebenbei zeigte uns Mosche auch, wie man konstruktiv Kritik üben kann. Wird jemandem sein schlechtes Verhalten einfach nur vorgeworfen, wird der kritisierte sich meistens angegriffen fühlen und als Gegenreaktion Ausreden und Rechtfertigungen finden. Stattdessen erwähnte er nur die Orte, an denen die Sünden begangen wurden. Jeder konnte für sich selber auflösen, was dort war und verstehen, dass er kritisiert wird. Doch da keine Kritik ausgesprochen wurde, gab es keinen Anlass für eine emotionale Gegenreaktion.
Doch Mosche sprach wie gesagt "zu ganz Israel", und dennoch war die Rede für alle geeignet. Nicht jeder hat die angedeutete Kritik in der gleichen Art verstanden. Die einen verstanden den einfachen Sinn: Die Orte und die damit verbundenen Sünden. Andere konnten Andeutungen finden, zum Beispiel in der Reihenfolge der Erwähnungen. Ein bekanntes Beispiel sind die Episoden mit dem Goldenen Kalb und der Revolte Korachs, die in verkehrter Reihenfolge erwähnt sind. Eine bekannte Erklärung des Gaon von Wilna besagt, dass die Zehn Gebote im Singular formuliert sind. Das Volk konnte also nach der Sünde mit dem Goldenen Kalb anführen, dass das Verbot des Götzendienstes ja nur in der Einzahl an Mosche gerichtet wurde. Das Volk sündigte also gar nicht. Erst durch die Revolte Korachs, in deren Verlauf als Argument angeführt wurde, dass ja alle die Zehn Gebote am Berg Sinai hörten und damit heilig sind, wurde die Rechtfertigung hinfällig und die Episode mit dem Goldenen Kalb war rückwirkend doch eine Sünde. Daher steht zuerst die Andeutung an Korach und dann erst die an das Goldene Kalb.
In den 1920-Jahren plante der Chafez Chaim nach Israel zu gehen. Sein Schwiegersohn, der für ihn dort eine Wohnung finden sollte, berichtete ihm nach seiner Rückkehr, dass es in Israel noch zwei Dinge aus der Zeit der Zerstörung des Zweiten Tempels gibt: Die Westmauer des Tempelkomplexes, sowie den grundlosen Hass, der der Grund für die damalige Zerstörung war. Dieser grundlose Hass ist also tatsächlich etwas, dass länger als alles andere überlebt hat. Dies ist auch darin angedeutet, dass das Goldene Kalb und die Revolte Korachs am Ende der Aufzählung Mosches stehen, obwohl sie chronologisch nicht die letzten Sünden waren. Denn wie bei der Revolte war auch beim Goldenen Kalb die größte Katastrophe die Uneinigkeit und der Hass innerhalb des Volkes. Neben dem großen Kalb, das Aharon machte, hatte jeder Stamm noch ein eigenes Goldenes Kalb, da sich das Volk nicht einmal in der Sünde einig war.

 


Es ist für einen Menschen normalerweise nicht leicht, Kritik anzunehmen. Auch die Gemara sagt, dass ein Mensche an sich normalerweise nichts auszusetzen findet. Man rechtfertigt seine Taten eher, als dass man sich Fehler eingesteht. Wenn man jemanden kritisiert, ist er meistens verletzt, nimmt die Kritik nicht an, und noch schlimmer: Er entgegnet etwas, verteidigt sich und streitet. Doch Mosche zeigt uns in der Parascha dieser Woche, wie Kritik so angebracht werden, dass sie auch angenommen wird.
Nachdem Mosche während 40 Jahren vieles erlebt und toleriert hat, übt er 37 Tage vor seinem Tod das erste Mal Kritik. Doch obwohl es berechtigt gewesen wäre, eine scharfe Predigt zu halten, tat er etwas anderes: Er erwähnte die Orte, an denen das Volk in den vergangenen Jahrzehnten sündigte. Dadurch war niemand verletzt, denn es gab ja keine Kritik. Stattdessen konnte jeder für sich selbst die Andeutung verstehen und selbst dazu kommen, dass sein Veralten falsch war. Das ganze geschah außerdem viele Jahre nach den Sündern. Auch das erleichtert es einer Person, eigene Verfehlungen einzugestehen.
Doch es gibt noch einen zusätzlichen Aspekt. Mosche kritisierte nicht nur, er ergänzte seine Kritik auch mit einem positiven Gedanken. So erwähnt er zum Beispiel "Di-Sahaw", den Ort, an dem das Volk mit dem Goldenen Kalb sündigte. Doch das lässt sich auch als "Daj Sahaw" lesen, als Anspielung darauf, dass das Volk beim Auszug aus Ägypten sehr viel Vermögen erhielt, bis es ausrief, es hätte bereit "daj sahaw - genügend Gold". Damit deutete Mosche G'tt an, dass dieser zu dieser Sünde beigetragen hat. Wenn man einem Volk, das seit Generationen versklavt ist, plötzlich große Reichtümer verschafft, es ist kein Wunder, wenn es damit nicht richtig umgehen kann. So wie man einem Jugendlichen keinen großen Geldbetrag geben kann und davon ausgehen kann, dass er ihn sinnvoll benutzen wird, so verhält es sich auch mit einem Volk, dass Selbstverantwortung lange Zeit nicht gelebt hat. Auch bei der Formulierung "gegenüber des Schilfmeers", die andeutet, dass das Volk kein Vertrauen in G'tt hatte, findet sich eine Anspielung darauf, dass das Volk eben in einer Notsitution gefangen war und das Verhalten daher nachvollziehbar ist.
Wir erkennen also als die vier Elemente einer erfolgreichen Kritik: 1. Nicht sofort kritisieren, sondern erst nachdem sich die Aufregung gelegt hat. 2. Kritik nur andeuten, nicht ausdrücklich auszusprechen. 3. Ermöglichen, dass der Kritisierte selbst darauf kommt, dass er den Fehler gemacht hat. 4. Bei aller Kritik auch etwas Positives erwähnen.


Es ist nicht leicht, jemanden richtig für eine Sünde oder einen Fehler zurechtzuweisen. In der Gemara fragt ein Gelehrter sich sogar, ob es in seiner Generation auch nur eine Person gibt, die es versteht, richtig zurechtzuweisen. Natürlich kann jeder einen Mitmenschen kritisieren. Doch richtiges Zurechtweisen bedeutet, dass der Kritisierte dadurch nicht verletzt wird.
Doch Mosche Rabbenu verstand es, das Volk richtig zurechtzuweisen. Am Beginn unserer Parascha werden einige Orte erwähnt. Raschi erklärt, dass diese Ortnamen Anspielungen auf die Orte sind, an deren das Volk seit dem Auszug aus Ägypten gesündigt hat. So ein Vorgehen bewirkt, dass der Kritisierte nicht verletzt wird, da er nicht offen zurechtgewiesen wird. Andererseits weiß er aber genau was gemeint ist und kann versuchen, sich das gesagte zu Herzen zu nehmen. Ein Gleichnis dazu ist eine Familie, die eine Reise in mehreren Etappen macht. Die Kinder benehmen sich teilweise nicht gut. Nach der Reise spricht der Vater über den Urlaub, und schaut vielleicht ein Kind an und erwähnt, wie schön es an dem Ort war, an dem er sich schlecht benommen hat. Ohne das Vergehen zu erwähnen weiß der Betroffene sofort, dass er kritisiert wird, ohne durch offene Kritik verletzt zu werden.
Ein Talmid Chacham hat einmal beobachtet, wie die Haut eines Patienten vor einer Spritze desinfiziert wurde und dann ein möglichst kleiner Stich vorgenommen wurde. Er lernte daraus etwas: Genauso sollte Kritik an einem Mitmenschen erfolgen: So sauber und schmerzfrei wie möglich.


In der Parascha dieser Woche kritisiert Mosche das Volk. Doch er tut dies zunächst nicht ausdrücklich. Stattdessen erwähnt er nur die Orte, an denen das Volk verschiedene Sünden begangen hat, zum Beispiel die Sünde mit den Kundschaftern, dem Goldenen Kalb und der Revolte Korachs. Raschi erklärt, dass Mosche die Vergehen aus Rücksicht auf die Ehre des Volkes nur andeutete. Doch was bringt es, die Vergehen nur anzudeuten, wenn er gleich im Anschluss sehr ausführlich einzelne Sünden in allen Details erzählt?

Es ist nicht leicht, Kritik anzunehmen, vor allem, wenn man den Eindruck hat, dass man nicht geschätzt wird. Um einer Trotzreaktion des Volkes auf seine Kritik vorzubeugen, überzeugte er es zunächst davon, dass er jeden einzelnen von ihnen sehr schätzt und sehr auf ihre Ehre bedacht ist. Als das Volk das bemerkte, konnte es die folgende Kritik auch so aufnehmen, wie sie gemeint war.


In der Parascha dieser Woche wird unter anderem noch einmal die Episode mit den Kundschaftern erwähnt. Doch diesmal erzählt Mosche die Geschichte aus seiner Perspektive, in der Ich-Form.  Eine Umstand bei dieser Geschichte ist allerdings sehr schwer zu verstehen: Die Kundschafter waren keineswegs "einfache Leute", sondern im Gegenteil, sie waren Gelehrte und Führer des Volkes. Doch wie kam es dazu, dass solche bedeutenden, angesehenen Personen so einen Verlust des Vertrauens an G'tt erlitten?

Der ursprüngliche und eigentliche Grund für dieses unpassende Verhalten der Kundschafter findet sich in unserer Parascha, in einem einzigen Ausdruck von Mosche. Er ruft dem Volk nämlich in Erinnerung, dass sie "alle" damals zu ihm kamen, um Zweifel an den Eroberungsplänen anzubringen. Der Ausdruck "alle" ist scheinbar überflüssig. Es macht für das Ergebnis ja keinen Unterschied, ob wirklich alle oder nur einige des Volkes sich an Mosche wandten. Raschi erklärt, dass sie in einem ungeordneten Haufen vor ihm erschienen, wobei die Kinder die Älteren stießen, und die Älteren die Führungspersonen.

Die Führung des Volkes in der Wüste war hierarchisch aufgebaut. An der Spitzen standen Mosche und Aharon, später kamen das Sanhedrin und die Fürsten, und schließlich die Oberhäupter von Gruppen von 1000, 1000, 50 und 10 Personen. Die Hierarchie ist auf Alter und Torawissen aufgebaut. Wenn diese Hierarchie zerstört wird, wenn es kein Vertrauen mehr in Leute gibt, die älter und gebildeter sind und in der Hierarchie weiter oben stehen, geht auch das Vertrauen an den verloren, der in der Hierarchie ganz oben steht - G'tt.

Wie kam es dazu, dass die Kinder die Älteren gestoßen haben? Das war eine Folge davon, dass diese die Führung des Volkes gestoßen haben. Wenn Eltern zu ihren Kindern schlecht über Talmidej Chachamim und Führungspersönlichkeiten sprechen, führt das dazu, dass das Vertrauen in die Hierarchie insgesamt darunter leidet, was wiederum dazu führt, dass die Kinder nicht nur selbst schlecht über Talmidej Chachamim sprechen werden, sondern auch über ihre eigenen Eltern und Großeltern.

In der Gemara steht als ein Grund, weshalb Jeruschalajim zerstört wurde das Geringschätzen der Talmidej Chachamim. Denn dieses führte zum Zusammenbruch der Hierarchie des Volkes und damit zur Zerstörung.

Das Verhalten der Kundschafter und die Bewegung, die dazu führte, dass überhaupt Kundschafter ausgeschickt wurden, waren kein plötzliches Ereignis, sondern die Folge einer langen Entwicklung. Das Volk hat nach Kundschaftern verlangt, weil sie kein Vertrauen mehr darin hatten, dass es stimmt, was Mosche ihnen sagt, weil sie schon seit längerem das Vertrauen in die Hierarchie des Volkes verloren hatten. Es geht soweit, dass ein Passuk im Bericht der Kundschafter so verstanden werden könnte, dass diese meinten, dass der Feind stärker als G'tt sei!

Für uns ist wichtig mitzunehmen, dass man, wenn man sich auf einen Weg macht, wissen muss, wohin dieser führt. Was wir unseren Kindern mitgeben beeinflusst, wie sich diese später verhalten werden.


Die Parascha dieser Woche beginnt mit der Aufzählung einiger Orte, die, wie Raschi erklärt, jeweils Sünden symbolisieren, die das Volk in den vergangenen 40 Jahren der Wüstenwanderung begangen hat. Nach dieser Passage werden Regelungen über das Gerichtswesen und Bestimmungen über gerechtes Verhalten erwähnt. Nach diesem Abschnitt setzt die Tora dort fort, wo sie zuvor unterbrochen hat und beschreibt die Sünde der Kundschafter, die schlecht über das Land gesprochen haben.

Der Exkurs über die Bestimmungen für Richter, Gerichte und gerechtes Verhalten passt eigentlich gar nicht an diese Stelle, an der Mosche davor und danach das Volk wegen seiner Sünden zurechtweist. Diese Stelle würde zum Beispiel viel besser in Paraschat Schoftim passen, die sich mit dem Rechtswesen beschäftigt.

Der Alschich verweist zur Erklärung auf die Haftara, die diesen Schabbat gelesen wird. In dieser weist der Prophet Jischajahu das Volk wegen seines Verhaltens zu recht, wegen dem der Tempel zerstört wurde. Unter anderem kritisiert er, dass Lug, Betrug und Diebstahl an der Tagesordnung standen. Die Haftara endet mit der Prophezeiung, dass Jeruschalajim durch Gerechtigkeit und Wohltätigkeit erlöst werden wird.

In diesem Sinn ist auch die Abfolge der Erzählungen in der Parascha zu verstehen: Mosche erinnert das Volk an seine Sünden, und warnt es, dass es nun, wenn es das Land Israel betreten wird, besonders auf die Einhaltung von Recht und Gerechtigkeit achten muss, um nicht wegen seiner Sünden aus dem Land vertrieben zu werden.


Am Anfang der Parascha dieser Woche werden einige Orte aufgezählt, an denen das Volk gesündigt hat. Auf diese Weise kann die Tora an diese Sünden erinnern, ohne das Volk zu beschämen. In dieser Aufzählung wird das Goldene Kalb als letztes erwähnt, obwohl diese Sünde historisch vor dem Aufstand von Korach und seinen Anhängern war.

In den zehn Geboten steht unter anderem "Ich bin dein G'tt" im Singular, obwohl sich die Worte G'ttes ja an das ganze Volk richten. Obwohl man natürlich davon ausgehen kann, dass das angesprochene "Du" entweder das ganze Volk ist, oder jeder Einzelne davon, kann man auch argumentieren, dass G'tt die Gebote nur an Mosche als Einzelperson gerichtet hat. Genau diese Argumentation benutzte Mosche, um die Sünde des Goldenen Kalbes vor G'tt zu rechtfertigen - wenn dem Volk nie befohlen wurde, dass es nur einen G'tt gibt und man keine Götzen anbeten darf, hat es auch nicht gesündigt.

Als dann Korach argumentierte "Die ganze Gemeinde ist heilig, denn alle haben die Gebote von G'tt erhalten", hat er damit Mosches Argumentation ad absurdum geführt und ab diesem Zeitpunkt wurde das Goldene Kalb dem Volk wieder als Sünde angerechnet. Aus diesem Grund wird diese Sünde in der Aufzählung erst nach Korachs Revolte erwähnt.

Doch weshalb war es nötig, dass Mosche eine exakte Formulierung als Verteidigung benutzt? G'tt kannte die Formulierung ja auch und brauchte Mosches Hinweis nicht.

Tatsächlich hat G'tt diese Formulierung mit Absicht gewählt, um dem Volk diese "Ausrede" zu ermöglichen. Doch jemand musste das Volk auch in Schutz nehmen und es ihm positiv anrechnen. So ist es auch für uns eine Mizwa, unsere Mitmenschen in Schutz zu nehmen und zu versuchen, ihr Verhalten in positivem Licht zu sehen und Rechtfertigungen für ihr Verhalten zu nennen, denn auchw enn G'tt diese kennt, will er, dass wir sie uns Gegenseitig zum Guten anrechnen.


Das Volk ist kurz davor, das Land Israel zu betreten, da gibt Mosche ihm noch einiges mit auf den Weg. Unter anderem steht in der Parascha dieser Woche: "Mosche begann die Tora mit diesen Worten zu erklären (...)" Raschi erläutert, dass Mosche ihnen die Tora in 70 Sprachen erklärte.

Als sie dann tatsächlich mit der Eroberung des Landes beginnen, schickt Jehoschua bin Nun, Mosches Nachfolger, Briefe an die ansässigen Völker, in denen er sie aus drei Alternativen wählen lies: Das Land zu verlassen, den Israeliten Tribut zu zahlen oder gegen sie zu kämpfen. Mit welchem Recht nahm es sich das Volk unter Jehoschua heraus, die seit langem ansässigen Völker zu vertreiben, oder ihnen Tribut abzuverlangen?

Es gibt mehrere Meinungen, welchen Teil der Tora Mosche in 70 Sprachen erklärte. Nach einer Meinung eklärte er ihnen das erste Kapitel, die Beschreibung der Erschaffung der Welt. Denn daraus geht hervor, dass G'tt die Welt erschaffen hat, und daher ihr einziger Besitzer ist. Daher hat auch G'tt allein das Recht, Land Völkern zu geben, und es ihnen wieder wegzunehmen. Damit diese wichtige Botschaft alle Völker verstehen, erklärte Mosche sie in allen 70 Weltsprachen. Und dies erklärt auch, woher sich Jehoschua das Recht nehmen konnte, über den Verbleib anderer Völker im Lande Israel zu bestimmen.


Mosche zählt in der Parascha dieser Woche die Orte auf, an denen die Juden während der 40jährigen Wüstenwanderung sündigten. Es werden nur die Orte und nicht die Sünden selbst erwähnt, um das Volk nicht unnötig zu beschämen. Die Andeutung darauf sollte uns aber dazu bringen, über diese Vergehen nachzudenken, und zu versuchen, sie in Zukunft zu vermeiden.
Die Orte werden dabei in chronologischer Reihenfolge aufgezählt. Als letztes in der Aufzählung steht "Di Sahaw", das für das Egel Hasahaw, das Goldene Kalb, steht. Das Goldene Kalb war aber die erste Sünde, und müsste daher am Anfang der Aufzählung stehen.

Nach der Sünde des Goldenen Kalbes verteidigte Mosche das Volk. Er hielt G'tt vor: Bei der Verkündung der Zehn Gebote vierzig Tage zuvor sprach G'tt in der Einzahl zum Volk: "Ich bin dein G'tt." Strenggenommen hatte das Volk also gar nicht gesündigt, denn G'tt hatte sich mit seinem Gebot nur an Mosche gewendet. G'tt akzeptierte diese Verteidigung und verzieh dem Volk.
Doch ein Jahr später kam es zur Revolte von Korach und seinen Anhängen. Sie argumentierten: Wir standen alle zusammen am Berg Sinai, wir haben alle G'ttes Gebote bekommen, also sind wir auch alle gleich heilig. Damit widersprach er natürlich Mosches Argumentation ein Jahr zuvor - und deshalb hatte das Volk rückwirkend doch gesündigt. Chronologisch betrachtet erfolgte die Sünde aber wie gesagt erst nach der Revolte Korachs, weshalb sie in der Aufzählung in unserer Parascha auch erst am Schluss aufscheint.


In der Parascha dieser Woche sagt G'tt zu den Juden: "Siehe, ich habe euch dieses Land gegeben." Zuerst wird das Volk in der Einzahl, dann aber in der Mehrzahl angesprochen. Da, wie wir wissen, jeder Buchstabe und jedes Detail in der Tora eine Bedeutung hat, muss es auch dafür eine Erklärung geben.

Zuerst wird das Volk als ganzes angesprochen, es soll das Land, das vor ihm liegt, sehen. Und darin sind alle gleich, alle sehen das gleiche Land. Dann sagt G'tt, dass er das Land den Juden gegeben hat, und hier unterschieden sie sich. Jeder hatte andere Motive, wieso er einen Teil des Landes will und sich darüber freut. Für den einen war es ein gutes Grundstück, der andere sah darin eine gute Einnahmequelle, und wieder andere freuten sich vor allem darauf, das Heilige Land zu betreten, um die Mizwa, in Israel zu leben zu erfüllen, und alle Mizwot, die nur in Israel erfüllt werden können, wie zum Beispiel die landwirtschaftlichen Bestimmungen von Schmitta, Ma'asser und Truma.


Da er die Leitung des jüdischen Volkes nicht mehr alleine bewältigen kann, sucht sich Mosche Rabbenu Unterstützung. Er trägt den Stammesfürsten auf, sich Leute zu suchen, die ihnen Richter und Verwaltungsorgane sein sollen. Weshalb beauftragt er die Stammesfürsten, die Leute auszusuchen? Weshalb tut er das nicht selber, er kennt doch das ganze Volk, und weiß, wer für das Amt würdig ist und wer nicht.
Raschi erklärt, dass Mosche nicht erkennen konnte, wer würdig ist und wer nicht, da alle in ihren Tallit gehüllt zu ihm kamen. Aber die Fürsten der Stämme, die die Leute seit ihrer Kindheit kennen, wissen genau wer auszuwählen ist und wer nicht.

Kann es wirklich sein, dass Mosche sich von Äußerlichkeiten so blenden ließ, und nur wegen eines Tallits nicht mehr erkannte, wer als Richter geeignet war und wer nicht?

Alles, was ein Mensch tut, beeinflusst ihn. Wenn jemand eine Mizwa erfüllt, dann heiligt sie ihn. Wenn jemand ins Bet Knesset kommt, auch wenn er nicht alle Mizwot einhält, verändert ihn das. Die Mizwa heiligt ihn.
Daher konnte Mosche die Leute nicht auswählen, da sie alle in ihren gehüllt Tallit zu ihm kamen, und dadurch geheiligt wurden. Sie haben ihn nicht getäuscht, aber das Erfüllen der Mizwa hat sie geheiligt und anders aussehen lassen.

Wir lernen daraus, dass man sich heiligt, wenn man eine Mizwa erfüllt. Ein Mensch, der eine Mizwa erfüllt kann sich soweit verändern, dass nicht einmal Mosche Rabbenu ihn mehr richtig beurteilen kann.