Als Mosche sich am Berg Sinai befand, erfuhr er von G'tt, dass das Volk gerade unten mit dem Goldenen Kalb sündigte. Als er daraufhin mit den eben von G'tt erhaltenen Steintafeln mit den Zehn Geboten hinabstieg und die Tänze um das Kalb sag, zerstrümmerte er die Steintafeln und wurde später auch von G'tt dafür gelobt. Doch weshalb musste er sie zerbrechen? Da er bereits wusste, was unten geschah, hätte er sie oben lassen können. Was sah er also vor Ort, das er nicht bereits von G'tt erfahren hatte?
Einerseits ist es immer etwas anderes, wenn man einen Umstand mit eigenen Augen sieht und ihn nicht nur beschrieben bekommt, denn das Hören ist nicht auf der Stufe des Sehens. Dies sagt auch die Gemara, wenn sie diskutiert, ob ein Beit Din bei der Festsetzung des neuen Monats (vor unserem heutigen fixen Kalender) auf Zeugen angewiesen ist, wenn die Richter selber den neuen Mond gesehen haben. Die Antwort ist, dass eben das Hören nicht auf der Stufe des Sehens ist. Wenn die Richter den Neumond sahen, war das viel besser, als wenn sie nur hörten, dass jemand ihn sah.
Einmal ging der ehemalige religiöse Knesset-Abgeordnete Avraham Werdigier an einem Schabbat an einem Restaurant vorbei, das nicht koscher war, aber traditionelle jdüische Speisen wie Kigel und Tschulent servierte. Dort sah er einen Juden mit Kippa sitzen. Da er es für möglich hielt, dass dieser aufgrund des Menüs davon ausging, dass das Lokal koscher sei, sprach er ihn darauf an und diskutierte mit ihm. Sein Gesprächspartner sah jedoch kein Problem in seinem Verhalten und R' Werdigiert sagte ihm schließlich: "Nicht koscher zu essen ist eine Sache, aber man muss es auch nicht mit Genuss verspeisen."
Ähnlich verhielt es sich auch mit dem Volk und dem Kalb, als Mosche herabstieg: Er wusste vom Goldenen Kalb, aber was ihm neu war, waren Gesang und Tänze, mit denen sich das Volk begeisterte. Dies ist auch im Text der Tora angedeutet: "Als er das Kalb und Tänze sah". Hier wäre nach dem bestimmten Artikel beim Kalb auch ein bestimmter bei den Tänzen zu erwarten gewesen ("das Kalb und die Tänze"). Doch die Tora wollte ausdrücken, dass Mosche das Kalb sehr wohl bekannt war. Von irgendwelchen Tänzen wusste er bisher nichts. Und diese Begeisterung für die Sünde war es, die ihn, wie viel später auch R' Werdigier so störte, dass er sich entschied, die Tafeln zu zertrümmern. Ohne Bewusstsein einer Sünde und ohne schlechtes Gewissen, ist es sehr schwierig, Tschuwa zu machen. Mosche wusste dies und wollte mit dem Zertrümmern ein Zeichen setzen.


In der Parascha dieser Woche fordert Mosche G'tt auf, dem Volk nach der Sünde vom Goldenen Kalb zu verzeihen - oder ihn aus der Tora zu streichen. G'tt verzeiht dem Volk und deshalb wurde Mosches Name nicht aus der Tora entfernt. Es gilt aber der Grundsatz, dass der Fluch eines Zadiks trotz auflösender Bedingung bestand hat. Da Mosche G'tt, wenn auch unter einer Bedingung, aufgefordert hat, aus der Tora gestrichen zu werden, wurde er (nur) aus der Parascha der vergangenen Woche, Tezawe, gestrichen. Doch warum eigentlich aus dieser Parascha, und nicht viel nahe liegender dieser Woche, bei dem Abschnitt, in dem diese Aussage Mosches vorkommt? Eine bekannte Erklärung des Gaon von Wilna besagt, dass Paraschat Tezawe wie jedes Jahr in die Woche der Jahrzeit (Todestag) nach Mosche Rabenu (7. Adar) fällt.
Inhaltlich dreht sich die Parascha letzter Woche vor allem um die Gewänder des Kohen Gadol (Hohepriester). Ursprünglich war Mosche Rabbenu als erster Kohen Gadol vorgesehen gewesen. Da er sich aber zunächst weigerte, zum Pharao nach Ägypten zu gehen, um sein Volk zu befreien, wurde diese Aufgabe stattdessen seinem Bruder Aharon zu teil, der ursprünglich Levi sein sollte. Um Mosche nun aber nicht mehr als nötig damit zu verletzen, dass er sich um die Herstellung der Kleider kümmern soll, die ursprünglich für ihn bestimmt waren, nun aber seinem Bruder zustehen, wurde diese Aufgabe von anderen erledigt, und Mosche in der ganzen Parascha, die sich damit beschäftigt, gar nicht erwähnt.
Diese besondere Rücksichtnahme auf die Gefühle von Menschen haben sich später auch unsere Weisen zu Herzen genommen. Als Rabban Gamliel nach einem Konflikt mit Rabbi Jehoschua von seinem Posten entfernt wurde, wurde erwägt, Rabbi Jehoschua als Nachfolger einzusetzen. Dies wurde jedoch mit Rücksicht auf die Gefühle Rabban Gamliels fallen gelassen, und stattdessen wurde Rabbi Elasar Ben Asarja ernannt. 
Auch wir sollten gerade in diesen Tagen Rücksicht auf unsere Mitmenschen nehmen, und versuchen, sie niemals zu verletzen. In diesem Verdienst soll rasch vollständige Genesung erfolgen! 


Nachdem das Volk mit dem Goldenen Kalb sündigt, teilt G'tt Mosche mit, dass er das Volk vernichten will. Mosche betet darauf hin und dies führt schließlich dazu, dass G'tt dem Volk zu Jom Kippur verzeiht und Mosche verkündet, dass er dem entsprechend seiner Bitte vergeben hat. 
Auf den ersten Blick ist das eine sehr extreme Wendung der Ereignisse: Vom Plan, das Volk komplett zu vernichten ging es zum Verzeihen, zu Güte und Barmherzigkeit. 
Die Gemara in Massechet Sukka fragt: "Weshalb wird das Gebet der Zadikim mit einer Forke verglichen?" und beantwortet die Frage so: "Wie die Forke das Getreide von Ort zu Ort wendet, so wendet auch das Gebet der Zadikim die Stimmung G'ttes aus der Stimmung der Unbarmherzigkeit in die Stimmung der Barmherzigkeit."
Obwohl viele Menschen an die prinzipielle Wirkung von Gebeten glauben, sind sich viele nicht bewusst, welche immense Kraft Gebete haben. Das Gebet ist nicht nur eine nette Ergänzung oder eine Beruhigung des Gewissens, sondern kann ganz für sich genommen vieles bewirken. Die Kraft des Gebetes von Mosche hatte deshalb die Möglichkeit, auch die sehr schlimme drohende Bestrafung nicht nur abzuwenden, sondern komplett in ihr Gegenteil zu verkehren.


In der Parascha dieser Woche ersucht Mosche G'tt, dass dieser ihm "seine Ehre zeigen" solle. Doch G'tt erwidert, dass ein Mensch ihn nicht sehen und weiter leben könne. Er bietet schließlich an, dass Mosche "hinter ihm" sehen könne, "vor ihm" könne aber nicht gesehen werden. Viele Kommentatoren beschäftigen sich mit der Bedeutung dieser Worte. Unter diesen ist der Chatam Sofer, der erklärt, dass im Leben viele Dinge geschehen, deren Grund man nicht versteht. Mosche wollte von G'tt wissen, wie dieser die Welt führt. G'tt entgegnet, dass er ihm und damit uns oft nur rückwirkend ("hinter ihm") begreiflich macht, weshalb Dinge ihren Lauf nehmen, wie sie es tun. Vorher können wir aber nicht verstehen, weshalb Dinge geschehen.
Ergänzend zu dieser Erklärung steckt in diesen Worten auch eine Botschaft des Glaubens. Manchmal agiert G'tt offen, manchmal versteckt. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, etwas wäre "hinter ihm", G'ttw würde sich nicht darum kümmern, müssen wir daran glauben, dass alles einen Plan hat.
In der Megilla, die wir gerade gelesen haben, kommt G'ttes Name kein einziges Mal vor, es handelt sich um ein verstecktes Wunder. Alles entwickelt sich zum Guten, doch während der Geschichte ist das noch nicht erkennbar. Doch Mordechai hat von Angang an verstanden, dass Hamans Wirken einen Grund hat und dass etwas getan werden muss. Er verstand, was G'tt von uns erwartet: Wir sollen schon von Beginn an wissen, dass G'tt hinter jedem Handeln steckt. 


Nur meine Schabbate hütet! Denn das ist ein Zeichen zwischen Mir und euch für eure Nachkommen, zur Erkenntnis, dass ich, G'tt, euch heilige.
Darum hütet den Schabbat; denn ein Heiligtum ist er euch. Die ihn entweihen, soll man hinrichten (...).
Sechs Tage soll man Werk ausführen, aber am siebten Tag ist ein durch Werkeinstellung zu feiernder Schabbat (...). So sollen Jisraels Söhne den Schabbat hüten (...).

Raw S.R. Hirsch vergleicht die Verpflichtung der Juden, den Schabbat zu "hüten" mit den Pflichten bzw. dem Verantwortungsbereich eines bezahlten Hüters. Das ist ein Mensch, der dafür gezahlt wird, Gegenstände eines anderen zu verwahren. Dieser ist dem Eigentümer verantwortlich, wenn der Gegenstand aufgrund eines von drei Tatbeständen verloren geht oder beschädigt wird: Benutzung der verwahrten Sache, Fahrlässigkeit in der Verwahrung und Verlust. Dies ist in den drei Psukim, die scheinbar dreimal hintereinander das gleiche sagen, angedeutet: "Nur meine Schabbate hütet (...) zur Erkenntnis" ist eine Andeutung, dass man den Schabbat nicht verlieren darf, d.h. man muss sich seiner immer bewusst sein. "Darum hütet den Schabbat (...) die ihn entweihen" weist auf das Verbot hin, sich dem Schabbat gegenüber fahrlässig zu verhalten, also zum Beispiel nicht genau auf seine Einhaltung zu achten. Und der Passuk "(...) aber am siebten Tag ist ein durch Werkeinstellung zu feiernder Schabbat" schließlich sagt uns, dass wir die sechs Werktage zum Arbeiten benutzen dürfen, den Schabbat aber dürfen wir nicht "benützen", ebensowenig wie ein Hüter den anvertrauten Gegenstand benutzen darf. 


Und die Kinder Israels werden den Schabbat hüten, um den Schabbat für ihre Generationen als ewigen Bund zu tun.
Diesen bekannten Passuk ("Weschamru") zitieren wir jede Woche beim Kiddusch. Doch was bedeutet die doppelte Erwähnung den Schabbat "zu hüten" und "zu tun"? Und was hat es mit dem ewigen Bund für die Generationen auf sich?
Trotz der 10 Prüfungen, die Awraham gemeistert hat, die das Verlassen seiner Heimat und die beinahe erfolgte Opferung seines Sohnes beinhalteten, wird in Paraschat Wa'era als größtes Lob über Awraham erzählt, dass er sein Haus so erzog, dass es seinem Weg folgen wird, auch wenn er einmal nicht mehr da sein wird. Es ist eine Sache, wie man sich verhält, wenn der Lehrer oder Vater anwesend sind, als wenn sie nichts mitbekommen. So hat König Schlomo Pharaos Tochter auch erst geheiratet, als sein Lehrer Schimi ben Gera verstorben war.
Der Passuk, den wir aus dem Kiddusch kennen, lehrt uns in diesem Sinne, dass wir den Schabbat halten müssen, aber auf eine solche Weise, dass auch unsere Kinder ihn aktiv begehen, und ihn so auch weiter halten und an ihre Nachfahren weitergeben werden.


In der Parascha dieser Woche steht der bekannte Passuk, den wir auch jeden Schabbat sagen: "Und die Kinder Israels werden den Schabbat hüten, den Schabbat zu machen in ihren Generationen, ein ewiger Bund." Doch weshalb müssen wir den Schabbat "machen", wenn wir ihn bereits hüten, das heißt alle verbotenen Tätigkeiten unterlassen?
Eine Erklärung verweist auf die bekannte Stelle in der Gemara, nach der die Juden sofort erlöst werden, wenn sie zwei Schabbatot in Folge halten. Wenn die Juden also einen Schabbat hüten, und dann noch einen Schabbat machen, wird daraus ein ewiger Bund für ihre Generationen, in dem die Erlösung sofort kommt.
Eine andere Erklärung bringt uns eine wichtige Erkenntnis für die Erziehung von Kindern: Es reicht nicht, selbst Schabbat zu halten, wenn man will, dass die Kinder den selben Weg fortsetzen. Wenn jemand den ganzen Schabbat verschläft, hat er ihn zwar gehalten, aber er hat nichts "gemacht." Nur wenn er den Schabbat aktiv begeht, mit Kiddusch, Se'uda, Semirot, sowie Zeit mit der Familie verbingt und lernt, werden auch seine Kinder, also seine "Generationen", seinen Weg fortsetzen, und genauso Schabbat halten wie er. In diesem Sinn ist übrigens auch der Beginn der letztwöchigen Parascha zu verstehen: "Und du, du sollst befehlen (...)" Die Tora spielt damit darauf an, dass Mosche zuerst natürlich selbst einhalten musste, was er dann dem Volk befahl, wenn er erwartete, dass sie es auch einhalten.


Am Anfang der dieswöchigen Parascha wird die Mizwa von Machazit Haschekel beschrieben. Jeder musste einen halben Schekel geben, um damit den Bau des Mischkan zu finanzieren und gleichzeitig eine Volkszählung durchzuführen.
In der Gemara wird erzählt, dass Raw Chija zu seiner Frau sagte, dass sie einem Armen, wenn sie ihn kommen sieht, zuvorkommen und ihm entgegen gehen soll, um ihm eine Spende zu geben, damit ihren Kinder, falls sie einmal arm sind, auch auf angenehme Weise gespendet wird. Natürlich wollte er damit seine Kinder nicht verfluchen, einmal arm zu sein und von Spenden zu leben. Aber er wusste, dass es im Leben immer ein auf und ab gibt und es deshalb wichtig, Arme immer möglichst zuvorkommend zu behandeln, denn man weiß nie, in welche Situation man einmal selbst kommen wird.
Der Gaon von Wilna erwähnt dazu, dass im Passuk in der dieswöchigen Parascha, in dem das Geben der Spenden beschrieben wird, das Wort "wenantnu - ?????" ("und sie gaben") von vorne und hinten gleich geschrieben wird. Das symbolisiert, dass wir diesen Vorgang des Gebens von beiden Seiten erfahren können: Als derjenige, der gibt, aber auch als derjenige, der nehmen muss.
Doch noch etwas interessantes entdeckt er an diesem Wort: Es trägt nämlich die Melodiezeichen "kadma we'asla", wörtlich "ziehe vor und gehe", also genau das, was Raw Chija seiner Frau in Bezug auf das Geben von Spenden gesagt hat.
Für das erwähnte auf und ab gibt es auch aktuelle Beispiele. Im Zuge der Finanzkrise 2008/09 gab es zum Beispiel einen reichen Juden in den USA, der sein ganzes Vermögen verlor und danach viele Schulden hatte. Viele Jeschiwot, denen er früher gerne gespendet hatte, unterstützen ihn daraufhin, um aus seinen Schulden zu kommen - genauso zuvorkommend, wie er sich früher um sie gekümmert hatte.


In der Parascha dieser Woche werden die Tafeln mit den Zehn Geboten beschrieben. In der Tora wird das Wort für Tafeln, "Luchot", ohne den Buchstaben "Waw" geschrieben, sodass es auch als "Luchat", also Tafel im Singular, gelesen werden könnte. Raschi erklärt, dass die Tora uns damit sagen will, dass beide Tafeln gleich waren.
Damit ist gemeint, dass die beiden Tafeln gleich wichtig sind und zusammen gehören. Es gibt Leute, die meinen, nur die Gebote auf der ersten Tafel einzuhalten zu müssen, auf der die Gebote, die zwischen dem Mensch und G'tt gelten, stehen, oder nur diejenigen auf der zweiten Tafel, auf der die Gebote, die das Verhalten der Menschen untereinander regeln, stehen. In Wahrheit ist aber keine der beiden Tafeln beziehungsweise ihre Inhalte wichtiger, und natürlich darf keines der Gebote ignoriert werden.
Mit dieser Erklärung können wir auch eine andere Auffälligkeit im Text der Parascha verstehen: Als Mosche schlussendlich die beiden Tafeln auf den Boden schmiss und zertrümmerte, steht, dass er sie aus seinen Händen warf. In der Tora steht "aus seiner Hand", gelesen wird aber "aus seinen Händen."
Mosche hatte zuerst überlegt, nur die erste Tafel, mit den Geboten zwischen Mensch und Gott, die vom Volk durch die Sünde des Goldenen Kalbs soeben so massiv negiert wurden, auf den Boden zu werden. Doch da die beiden Tafeln untrennbar zusammen gehören, zertrümmerte er schließlich beide Tafeln.
Wir lernen also, dass es wichtig ist, alle Gebote, sowohl diejenigen zwischen Mensch und G'tt, als auch jene zwischen Menschen, zu erfüllen. Die beiden bedingen einander auch, so können wir die Gebote zwischen den Menschen gar nicht richtig erfüllen, wenn wir die Halachot nicht richtig gelernt haben.


Bei den Bestimmungen über den Aufbau des Stiftszelts steht "Ach et schabtotaj tischmoru", "haltet nur meine Schabbatot". Aus diesem Satz lernt die Gmara die 39 am Schabbat verbotenen Arbeiten. Die Argumentation ist folgende: Die Tora stellt den Aufbau des Mischkan im Gegensatz zum Halten des Schabbat. Das bedeutet, dass alle Tätigkeiten, die zum Aufbau des Mischkan notwendig waren, am Schabbat verboten sein müssen. (Ansonsten hätte man ja am Schabbat diese nichtverbotenen Tätigkeiten ausüben können).
Aber abgesehen von dieser Interpretation gibt es natürlich auch den wörtlichen Sinn des Satzes: G'tt stellt den Volk demnach die Bedingung: Baut ein Heiligtum, aber haltet die Schabbatot, denn wenn ihr aufhören werdet, die Schabbatot zu halten, werde ich das Heiligtum zerstören.
Doch warum wurde ausgerechnet Schabbat als Bedingung für den Erhalt des Heiligtums gewählt, und nicht eine andere wichtige Mizwa, wie zum Beispiel Kaschrut oder Tfilin?
Das Stiftszelt wurde durch die Spenden des ganzen Volkes ermöglicht, das dadurch Sühne für die Sünde des Goldenen Kalbes erhielt. Und genauso wie das Stiftszelt das Gegenteil von Götzendienst symbolisiert, steht auch der Schabbat im klaren Gegensatz zu jeglicher Form von Götzendienst oder G'ttesleugnung, immerhin heißt es, dass der, der den Schabbat entweiht, wie ein Götzendiener gezählt wird. Wenn man aber am Schabbat den Kiddusch macht, und dabei die Erschaffung der Welt durch G'tt anerkennt, stellt man sich damit genauso gegen jeglichen Götzendienst wie durch den Aufbau des Stiftszelts.


Bevor Mosche vom Berg Sinai herunterkommt, informiert G'tt ihn davon, dass das Volk sündigt und ein goldenens Kalb angefertigt hat. Dennoch entschließt sich Mosche, die Tafeln mit den Zehn Geboten mitzunehmen. Unten angekommen sieht Mosche das Volk, wie es um das Goldene Kalb tanzt, und zertrümmert die Tafeln.
Weshalb hat Mosche die Tafeln überhaupt mitgenommen, nachdem er wusste, dass das Volk gesündigt hatte, und weshalb hat er die Tafel dann doch zertrümmert?
Wenn man sich die Stelle in der Tora genau anschaut, sieht man einen Unterschied zwischen dem, was Mosche wusste, bevor er herunterkam, und dem, was sich ihm dann präsentierte: G'tt berichtete Mosche von einem Goldenen Kalb, das von den Juden als Götze erschaffen wurde. Doch unten angekommen musste Mosche feststellen, dass das Volk mit großer Freude ausgelassen um das Kalb tanzte. Diese große Freude, und das anscheinend vollkommen Fehlen jeglichen Schuldbewusstseins, bewogen Mosche zu der Entscheidung, die Tafeln zu zertrümmern, und so dem Volk auf sehr eindrückliche und aufschreckende Art die Schwere ihres Vergehens bewusst zu machen.
Wenn man eine Sünde begeht, und sich dessen bewusst ist, kann man diesen Fehler verbessern und zum richtigen Weg zurückkehren. Wenn man aber seinen Fehler gar nicht einsieht, kein schlechtes Gewissen hat und sein Verhalten anderen und sich selbst gegenüber verteidigt und rechtfertigt, ist dieser Weg zwar nicht ausgeschlossen, aber nur sehr schwer zu beschreiten. Deshalb ist das schlechte Gewissen ein Geschenk G'ttes an uns - es ermöglicht uns, von uns aus zu besseren Menschen zu werden, und uns nicht unrecht zu verhalten.
Das war auch der Grund für Mosches Verhalten: Als er merkte, dass das Volk in seinem Verhalten keinen Fehler sah, sondern im Gegenteil, voller Freude tanzte, wusste er, dass nur eine so eindrückliche Aktion wie das Zertrümmern der Gebotstafeln das Volk auf den richtigen Weg zurückbringen kann.


In der dieswöchigen Parascha wird von der bekannte Geschichte vom "Goldenen Kalb" berichtet. Es stellt sich natürlich die Frage, wie es geschehen konnte, dass das Volk nur 40 Tage, nachdem es die Tora von G'tt persönlich erhalten hat, und kurze Zeit nachdem es Zeuge so großartiger Wunder wie dem Auszug aus Ägypten und der Meerspaltung wurde, zum Götzendienst zurückkehren konnte, und eine Metallfigur als "Gott, der uns aus Ägypten geführt hat" bezeichnen konnte.

In Wahrheit hat das Volk aber gar nicht im Sinn gehabt, das Kalb als Gottheit zu verehren. Es anerkannte prinzipiell den Monotheismus, hatte aber die Vorstellung eines körperlosen G'ttes noch nicht verinnerlicht und hatte deshalb, als Mosche weg war, das Bedürfnis, eine andere körperliche Figur zu erfinden, wie es in Ägypten üblich war, um dem einzigen G'tt zu dienen. Doch auch diese Form der G'ttesanbetung wird von der Tora als Götzendienst gesehen, weswegen die Urheber auch bestraft wurden.

Aber auch mit dieser Erklärung ist noch nicht wirklich klar, wie das Volk, dass immerhin die Wunder des körperlosen G'ttes erfahren hatte, nach so kurzer Zeit wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen konnte. In Wirklichkeit ist das aber das Wesen des Menschen: Großartige Ereignisse rütteln den Menschen auf, und können auch für kurze Zeit eine Veränderung bewirken. Aber mittelfristig kehr der Alltagstrott wieder ein. Auch wenn es heute offene Wunder gäbe, würde deshalb nicht jeder an G'tt glauben. Ein Wunder kann einen wachrütteln und erinnern, aber ohne kontinuierliche Bemühungen, den Glauben zu stärken, wird man immer wieder in alte Muster zurückfallen.


Mosche kommt mit den Tafeln mit den Zehn Geboten vom Berg Sinai hinab, sieht, dass das Volk sich ein goldenes Kalb gebaut hat und es anbetet, und zerbricht daraufhin die Tafeln.
Weshalb hat er sie zerbrochen? Warum konnte Mosche die von Haschem geschriebenen Gebote beschädigen? Auch wenn das Volk gesündigt hat, hätte er sie im Himmel lassen, oder bei sich aufbewahren können. War es wirklich notwendig, sie zu zerbrechen?
Normalerweise geht man davon aus, dass die Juden mit dem Goldenen Kalb Götzendienst betrieben. Doch Ramban (Nachmanides) erklärt, dass das nicht stimmt. Die Juden wollten Haschem dienen. Aber sie wollten etwas "Greifbares" haben, wie sie es auch aus Ägypten gewohnt waren, um durch diese Figur G'tt zu dienen. Doch das wurde durch die Zehn Gebote verboten, und das hatte das Jüdische Volk noch nicht verstanden. Es bedurfte des sehr eindrucksvollen Aktes des Zerbrechens der Tafeln mit den Zehn Geboten, um das Volk aufzurütteln und ihm klarzumachen, weshalb das Herstellen des Goldenen Kalbes eine Sünde war. Erst dieses Handeln von Mosche hat das Volk auf den richtigen Weg zurückgebracht.