Wie aber die Wolke von dem Zelt gewichen war, siehe, da war Mirjam aussätzig wie Schnee. Da wendete sich Aharon zu Mirjam und siehe, sie war eine Aussätzige.

In der Parascha dieser Woche bekommt Miriam, Mosches Schwester, einen Ausschlag namens Zara't, den man unter anderem als Strafe für Laschon Hara, also üble Nachrede, erhalten kann. Miriam hat zuvor mit ihrem Bruder Aharon über ihren gemeinsamen Bruder Mosche gesprochen. 
Der Chafez Chaim erklärt, dass man sich bei jedem Schmerz, der einen ereilt, überlegen muss, wie man dies verdient hat. Wenn man selbst vorsichtig ist, nie über jemanden Laschon Hara zu reden, ist man auch davor bewahrt, dass über einen Laschon Hara gesprochen wird. Während Mosche seinen Geschwistern nicht böse war, war er wohl doch zumindest ein bisschen verletzt. Was hat er getan, dass er diesen Schmerz verdient hat?
Im eingangs zitierten Pasuk wird zuerst betont, dass Mirjam "aussätzig wie Schnee" war. Dieser Aussatz konnte mehrere Farbtöne aufweisen, einer war "Schneeweiß." Anschließend steht aber nur noch, dass sie aussätzig war, ohne nähere Beschreibung.
Als G'tt Mosche beauftragte, die Juden aus Ägypten zu führen, äußerte dieser seine Sorge, dass diese ihm nicht folgen wollen würden. Daraufhin bietet G'tt ihm zwei Zeichen an, um das Volk von seiner Gesandschaft durch G'tt zu überzeugen. Das erste Zeichen war ein Stock, der sich in eine Schlange verwandelte. Raschi erklärt dazu, dass die Schlange eine Andeutung an Mosche war, dass er Laschon Hara über das Volk gesprochen hatte, wie die erste Schlange, die Laschon Hara gesprochen hatte. Und auch das zweite Zeichen, das er Mosche gab, war eine Anspielung auf seine Laschon Hara gegenüber dem Volk: Er steckte seine Hand in sein Gewand, und als er sie herausnahm, war sie "aussätzig wie Schnee", da Aussatz wie gesagt eine Strafe für Laschon Hara ist. Raschi ergänzt an dieser Stelle aber noch, dass die Hand so schneeweiß war, "wie Mirjam wegen Laschon geplagt wurde." Dieser Hinweis wirkt überflüssig - Mosches Hand erhielt Zara'at-Ausschlag, weil er Laschon Hara gesprochen hatte. Was lehrt uns der Hinweis auf Mirjam?
Dies ist ein Hinweis darauf, dass Mirjam Laschon Hara mit seiner verbunden ist. Wenn auch Mirjams üble Nachrede nicht erlaubt oder gerechtfertigt war, so verdiente sie Mosche dennoch, weil er zuvor schlecht über das Volk gesprochen hatte. Deshalb wird auch bei Mirjam erwähnt, dass ihr Aussatz schneeweiß war, wie der von Mosche.

 


Die Parascha der Vorwoche endete mit dem Bericht über Mirjam, die bestraft wurde, weil sie Laschon Hara über ihren Bruder Mosche sprach. Die Parascha dieser Woche beginnt mit dem Bericht über die Kundschafter, die das Land Israel bereisten, wobei zehn von ihnen einen sehr negativen Bericht abgaben.
Raschi erklärt, dass diese beiden Episoden direkt nacheinander berichtet werden, weil die Kundschafter schlecht über das Land sprachen, obwohl sie gesehen hatten, dass Mirjam für ihre üble Nachrede bestraft wurde. Doch sind diese beiden Sachverhalte wirklich vergleichbar? Mirjam hat über einen Menschen Laschon Hara gesprochen. Am Ende von Paraschat Jitro wird erklärt, dass es auf der Rampe zum Altar keine Stufen geben darf, da man beim Anheben der Füße mit der damals üblichen Kleidung dem Altar gegenüber Haut entblößt hätte. Raschi erklärt dort, dass man sich sittsam gegenüber einem Stein verhalten soll, und daher umsomehr gegenüber einem Menschen. Offensichtlich ist also ein Mensch wichtiger als leblose Gegenstände. Wieso hätten die Kundschafter damals also den Schluss ziehen sollen, dass üble Nachrede über Holz, Steine und Erde genauso schlimm ist wie über einen Menschen?
Raw Kook erklärt dazu, dass das Land Israel nicht nur einfach Holz und Steine ist, sondern dass es lebt, fühlt und sich bewegt - wie Menschen. Die Gemara nennt das Land Israel das "Land des Hirsches", denn die Haut eines Hirsches kann sehr stark ausgedehnt werden, sowie sich das Land Israel ausdehnt, wenn es von mehr Juden bevölkert wird. Das Land gibt auch anderen Völkern keine Früchte, was man auch in der jüngeren Geschichte des Landes sehen konnte: Sobald das Land wieder jüdisch besiedelt war, fühlte es das Land und brachte Früchte hervor. Wir lesen in der Tora auch, dass das Land uns ausspeien wird, sollten wir uns nicht an die Gebote halten. Das Land verhält sich also mehr wie ein Mensch als einfache Hölzer und Steine, weshalb die Kundschafter verstehen hätten sollen, dass sie auch über das Land nicht schlecht reden sollten.
Eine andere Erklärung geht genau in die andere Richtung: Nicht das Land wird mit Menschen verglichen, sondern Mosche selbst, über den schlecht gesprochen wurde, verglich sich mit dem Staub der Erde. Wie die Tora uns aufklärt, war Mosche der bescheidenste Mensch auf der Welt, wiewohl er höhere geistige Studen erreicht hat, als jeder andere. Aus Mosches Perspektive war es also nicht schlimmer über ihn schlecht zu reden, also über den Staub der Erde. Die Kundschafter hätten verstehen sollen, dass sie auch nicht über das Land schlecht reden dürfen, wenn Mirjam, die über eine Person sprach, die sich mit dem Erdboden vergleicht, bestraft wurde.
Raschi erklärt auch, dass G'tt Mosche befahl, dass er die Kundschafter aus eigener Initiate ("leda'atcha") schicken kann, es ist aber auf jeden Fall kein Befehl. Im Lichte der zweiten Erklärung passt aber auch sehr gut, wie der Ostrowtzer Rebbe diese Stelle übersetzt: Schicke sie, denn deiner Meinung nach ("leda'atcha") bist du wie Staub und die Kundschafter sollten eigentlich verstehen, dass sie über das Land nicht schlecht reden sollen, wie Mirjam nicht schlecht über dich sprechen durfte.

 


In der Parascha dieser Woche beschwert sich das Volk, dass es kein Fleisch hat und sehnt sich nach den vermeintlich guten Zeiten in Ägypten zurück, in denen es auch Fisch und diverses Gemüse gab. Mosche beschwert sich daraufhin bei G'tt und will seine Aufgabe abgeben. G'tt entgegenet, indem er anordnet, dass Mosche ein Kollegium aus 70 Ältesten einberufen soll, das ihn bei der Führung des Volkes unterstützen soll. Doch inwiefern ist dies eine Lösung für das Problem, das Mosche beschäftigte? Inwiefern sorgen diese 70 dafür, dass es Fleisch gibt?
Wenn sich jemand über materielle Dinge beschwert, fehlt ihm in Wirklichkeit Geistiges, denn übermäßige Sorgen um Materielles rühren daher, dass man nicht mit geistigen Angelegenheiten beschäftigt ist und daher die Zeit aufbringt, sich mit Äußerlichem zu beschäftigen. Nach einer Erklärung sollten die 70 Personen, die Mosche auswählen sollte, das geistige Element im Volk verstärken. Als natürliche Folge davon wäre die Sorge um Fleisch und andere kulinarische Genüsse abgeschwächt. Über Raw Schach ist bekannt, dass er im Ersten Weltkrieg alleine in der Jeschiwa zurückblieb. Versorgt wurde er teilweise von Familien aus der Umgebung, doch wenn das nicht reichte, ernährte er sich nach seinen Angaben von Gemara, und wenn das nicht reichte von den Büchern des Rambam oder von Rabbi Akiva Eger. Damit ist natürlich genau das gemeint, was soeben erklärt wurde: Je mehr er sich mit geistigen Belangen beschäftigte, desto weniger physische Nahrung benötigte er.
Eine Führungspersönlichkeit steht über ihrem Volk. So steht ein Rebbe geistig auf einer höheren Stufe als seine Chassidim. Doch es muss insoweit eine Nähe bestehen, dass noch ein Kontakt zwischen der Führungspersönlichkeit und dem Volk besteht. Würde der Rambam (Maimonides) heute zu uns kommen, so würden wir ihn gar nicht verstehen können. Die Differenz in der geistigen Stufe zwischen ihm und uns ist einfach zu groß. Deshalb hat jede Generation die ihr zukommende Führung. Mosche war auf einer für Menschen kaum erreichbaren Stufe. Doch das entfernte ihn vor den Problemen des Volkes, das er führte. So hatte er zu dem Wunsch nach Fleisch gar keinen Bezug. Nach einer anderen Erklärung wurden die 70 Weisen daher eingeführt, um eine Führungsebene zu etablieren, die auch auch die Themen und Sorgen der Bevölkerung versteht. 


Mosches Schwiegervater will das Volk verlassen, um in seine Heimat Midjan zurückzukehren. Mosche versucht ihn zu überreden zu bleiben, in dem er unter anderem sagt, dass Jitro dem Volk wie Augen sein wird. Raschi erklärt, dass er Dinge erklären wird, die dem Volk verborgen bleiben. Jitro wird an dieser Stelle "Chowaw, der Midjaniter" genannt. Der Name Chowaw deutet daraufhin, dass er die Tora besonders liebte. Doch was ist damit gemeint, dass Jitro dem Volk Dinge erklären wird, und weshalb wurde er hier Midjaniter genannt, obwohl man einen Übertretenen nicht an seine Vergangenheit erinnern soll?
Eine Erklärung besagt, dass der Hinweis auf Jitros Herkunft hier ein Kompliment ist, da jemand mit diesem Hintergrund die Tora so lieben kann, dass er aufgrund dieser Eigenschaft benannt wird.
Meistens kennt man die Umstände der eigenen Sphäre, sei es zum Beispie in geschäftlichen Verhandlungen, in der Diplomatie oder sonst im Kontakt mit anderen Menschen. Doch man hat meistens keine Ahnung, was die andere Seite wirklich denkt. Jitro war Teilnehmer an einer Versammlung, die vom Pharao einberufen wurde, um zu besprechen, wie das Problem mit den Juden gelöst werden könnte. Außer dem Pharao und Jitro waren noch der Prophet Bil'am sowie Hiob geladen. Während ersterer den Vorschlag, alle Juden zu töten sehr unterstütze und der zweite dazu schwieg, verließ Jitro diese Versammlung umgehend und ging nach Midjan. Jitro war also ein unmittelbarer Zeitzeuge dieses entscheidenen Ereignisses für das Volk. Das ist es, was Mosche meinte, wenn er sagte: "Sei uns wie Augen" (die uns erklären, was wir nicht wissen), das ist der Grund für die Erwähnung Midjans, also des Ortes, den Jitro sofort aufsuchte, nachdem er diese Versammlung verlassen hatte und das ist auch der Grund, weshalb Mosche Jitro unbedingt dabei haben wollte: Um einen Zeitzeugen für den tragischen Beschluss zu haben, bei dem die Vernichtung des jüdischen Volkes beschlossen wurde, der der jüngeren Generation davon berichten kann. 
Die Botschaft der Tora ist heute, in einer Zeit, in der es die Generation der Überlebenden und direkten Zeitzeugen noch gibt, noch so aktuell wie in biblischen Zeiten.


 Direkt anschließend an die Beschreibung der Opfer der zwölf Stammesfürsten in der vorwöchigen Parascha beginnt die Tora die dieswöchige Parascha mit dem Befehl G'ttes an Aharon, täglich als Teil des Tempeldienstes die Menora, den Kerzenleuchter, zu entzünden.

Raschi fragt an dieser Stelle, weshalb diese beiden Stellen unmittelbar aufeinander folgen. Diese Frage ist umso berechtigter, wenn man in Betracht zieht, dass Aharon die Menora das erste Mal am 1. Nissan in der Früh entzündete und die Opfer der Stammesfürsten erst danach gebracht wurden. Er erklärt, dass Aharon, als er sah, dass die zwölf Stammesfürsten diese großartigen Opfer brachten, "damals unzufrieden war", während weder er noch sein Stamm ein Opfer brachten. G'tt versicherte ihm daraufhin, dass seine Aufgabe größer sei als die der Stammesfürsten, denn er entzündete die Menora. Was genau will Raschi damit sagen, dass Aharon  "damals" unzufrieden war?

Eine Erklärung ist, dass Aharon nur damals, als es geschah, unzufrieden war, doch anschließend war das Thema für ihn erledigt, er machte daraus keine große Angelegenheit.

Nach einer anderen Erklärung hätte Aharon schon einmal die Gelegenheit gehabt, sich übervorteilt zu fühlen. Als sein jüngerer Bruder Mosche zum Anführer des Auszugs bestimmt wurde, hätte er damit unzufrieden sein können. Doch ganz im Gegenteil: "Er freute sich in seinem Herzen." Erst "damals", als er sah, dass alle anderen Stammesoberhäupte ein Opfer darbrachten, war er nicht zufrieden. Als es um eine wichtige Entscheidung für die Zukunft des Volkes ging, fügte er sich der Entscheidung G'ttes und freute sich über diese.


Als Ahron und Mirjam, Mosches Geschwister, erfuhren, dass Mosche sich von seiner Frau Zipora getrennt hatte, sprachen die beiden darüber, da sie den Grund nicht verstehen konnten - sie beide führten auch ein normales Eheleben, obwohl sie wie Mosche Propheten waren. Ihre Sorge um ihre Schwägerin war gut gemeint, doch sie wussten nicht, dass Mosche von G'tt den Befehl erhalten hatte, bei ihm zu bleiben und nicht zu seiner Frau zurückzukehren.

Direkt im Anschluss erwähnt die Tora, dass G'tt das Gespräch hörte, und direkt danach stellt sie fest, dass Mosche ganz besonders bescheiden war. Wie der Chafez Chaim erklärt, will uns die Tora mit dieser Abfolge der Psukim etwas ganz wichtiges über Laschon Hara mitteilen: Obwohl Mosche sehr bescheiden war, und deshalb sicher nicht von dem Gespräch betroffen war und nur G'tt es hörte, handelte es sich um Laschon Hara. Denn bei Laschon Hara geht es in erster Linie darum, dass nichts schlechtes den Mund verlassen soll. Natürlich ist es um so schlimmer, wenn jemand dadurch verletzt wird, einen schlechten Ruf erhält oder einen finanziellen Schaden erleidet, doch das grundlegende Verbot liegt ganz alleine im schlechten Reden über eine andere Person. Deshalb sollten wir uns daran gewöhnen, positiv zu sprechen, sei es über unsere Mitmenschen oder über Israel.


In der Parascha dieser Woche kommen einige Leute, die sich rituell verunreinigt haben, weil sie mit Leichen in Berührung kamen, zu Mosche und beschweren sich, dass sie deshalb das Pessach-Opfer nicht darbringen können. Die Lösung, die G'tt für dieses Problem anbietet, ist Pessach Scheni, ein "zweites Pessach", an dem diejenigen, die zu Pessach unrein oder zu weit vom Tempel entfernt waren, das Opfer darbringen können. Diese Lösung war aber eigentlich nicht zu erwarten gewesen, denn für kein anderes Opfer und für keinen anderen Feiertag gibt es diese Möglichkeit. Wie kamen diese Leute dann auf die Idee, sich an Mosche zu wenden, bzw. was haben sie sich für eine Lösung vorgestellt?

Sie haben mitbekommen, dass G'tt zwei Tage der Vorbereitung auf die Toragabe anordnete und Mosche diese aus eigener Initiative, mit nachträglicher Zustimmung G'ttes, um einen zusätzlichen ergänzte. Dies ist im Übrigen auch die erste Andeutung auf die Möglichkeit für unsere Weisen, einen zweiten Feiertag außerhalb Israels einzuführen. Als die Verunreinigten das mitbekamen, schöpften Sie Hoffnung, dass Mosche auch für sie eine Möglichkeit anbieten könnte.


In der Parascha dieser Woche kommen einige Leute, die sich rituell verunreinigt haben, weil sie mit Leichen in Berührung kamen, zu Mosche und beschweren sich, dass sie deshalb das Pessach-Opfer nicht darbringen können. Eigentlich ist dieses Anliegen seltsam. Es kommt in der Halacha immer wieder vor, dass jemand eine Mizwa nicht ausüben darf. Zum Beispiel darf eine schwer kranke Person am Jom Kippur nicht fasten. In diesen Fällen gibt es dafür aber keinen Ersatz, schließlich ist man von der Ausübung dieser Mizwa befreit. Doch weshalb wurde dann nur für Pessach mit Pessach Scheni, dem zweiten Pessach, an dem man eine zweite Chance erhält, das Pessach-Opfer darzubringen, eine Ausnahme geschaffen?

Am Ende der Parascha bekommt Miriam, Mosches Schwester, einen Zara'at-Ausschlag, weshalb sie das Lager eine Woche verlassen muss. In dieser Zeit wartet das Volk auf sie. Sie hat es verdient, dass das Volk eine ganze Woche auf sie wartet, weil sie eine halbe Stunde auf ihren Bruder Mosche gewartet hat, als dieser in den Nil gelegt wurde. Das ist gemeint, wenn in den Pirkej Awot steht, dass wir die Belohnung der Mizwot nicht kennen.

Doch diejenigen aus dem Volk, die sich verunreinigt hatten, wussten, dass das Pessach-Opfer einen großen Verdienst verspricht und einen Wert hat, den wir gar nicht verstehen können. Und wenn jemand wirklich eine Mizwa erfüllen willen, wird ihm von G'tt geholfen. Deshalb gibt es viele Geschichten zum Beispiel von Schofarot, die in Konzentrationslager geschmuggelt wurden, oder anderen Mizwot, die in den schwierigsten Situationen erfüllt werden konnten. Und deshalb erfüllte G'tt in diesem Fall den Wunsch nach einer zweiten Gelegenheit für das Pessach-Opfer.

Gerade jetzt, so kurz nach Schawuot, sollten wir uns des Wertes und des Verdienstes der Tora bewusst sein und diesen Wissen in den Sommer mitnehmen.


Direkt anschließend an die Beschreibung der Opfer der zwölf Stammesfürsten in der vorwöchigen Parascha beginnt Paraschat Beha'alotcha mit dem Befehl G'ttes an Aharon, täglich als Teil des Tempeldienstes die Menora, den Kerzenleuchter, zu entzünden.

Raschi fragt an dieser Stelle, weshalb diese beiden Stellen unmittelbar aufeinander folgen. Diese Frage ist umso berechtigter, wenn man in Betracht zieht, dass Aharon die Menora das erste Mal am 1. Nissan in der Früh entzündete und die Opfer der Stammesfürsten erst danach gebracht wurden. Er erklärt, dass Aharon sich schlecht fühlte, als er sah, dass die zwölf Stammesfürsten diese großartigen Opfer brachten, während weder er noch sein Stamm ein Opfer brachten. G'tt versicherte ihm daraufhin, dass seine Aufgabe größer sei als die der Stammesfürsten, denn er entzündete die Menora.

Der Ramban fragt, inwiefern denn das Entzünden der Menora größer ist als die Opfer der Stammesfürsten. Er erklärt, dass die Opfer im Tempel mit der Zerstörung zu Ende gingen. Im Gegensatz dazu werden bis heute in jedem jüdischen Haushalt zu Chanukka Kerzen in Erinnerung an die Kerzen im Tempel gezündet. Aharons Aufgabe ist also größer als die der Stammesfürsten, weil seine ewig fortgesetzt wird.

Man kann den Gedanken des Ramban noch etwas weiterführen. Viele Menschen haben ab und zu Tage, an denen sie sehr motiviert sind, voller Elan zur Tfila kommen und den ganzen Tag voller Energie Mizwot erfüllen. An anderen Tagen kann es aber passieren, dass sie es kaum zur Tfila schaffen, dass sie dann nur versuchen, sie hinter sich zu bringen, und dass der weitere Tag genauso vergeht.

Die Stammesfürsten brachten aus eigener Initiative, ohne, dass es davor irgendwo in der Tora erwähnt wurde, ihre Opfer, weil sie ein spontanes Gefühl der Begeisterung dafür hatten. Sie haben das Opfer aber nur einmalig gebracht. Aharon dagegen war Tag für Tag damit beschäftigt, die Menora zu entzünden. Es gab kein Auf und Ab, sondern eine konstante Beschäftigung mit der Mizwa.

Eine andere Erklärung besagt, dass Aharons Aufgabe größer war als die Opfergaben der Fürsten, weil seine Aufgabe auch die komplette Vorbereitung des Zündens war. Denn das Vorbereiten für eine Mizwa ist etwas sehr wichtiges. Deshalb ist auch jeder Schritt, den man unternimmt, um eine Mizwa zu erfüllen so bedeutend.


In der Parascha dieser Woche werden 70 Weise als Unterstützung für Mosche ernannt, der sich von seiner Aufgabe überfordert fühlt. G'tt befiehlt Mosche, dass dieser "70 Männer aus den Ältesten des Volkes,  von denen du weißt, dass sie Älteste des Volkes und seine Wachleute sind" aussuchen soll.

In der Zeit in Ägypten gab es Vorarbeiter, die dafür sorgen mussten, dass das Volk eine bestimmte Arbeitsleistung erbrachte. Dazu sollten sie die Leute mit Schlägen antreiben. Erreichte das Volk das Soll nicht, wurden diese Vorarbeiter bestraft. Die Vorarbeiter handelten aber nicht so, wie es Pharao erwartete: Sie ließen sich schlagen, und wendeten ihren Brüdern gegenüber keine Gewalt an.
Raschi erklärt, dass die Ältesten, die Mosche aussuchen sollte, diese Vorarbeiter waren, die Mitleid mit ihren Brüdern hatten, und sie nicht schlugen. Sie waren also "Älteste des Volkes und seine Wachleute." Als Belohnung für das Leid, das sie für das ganze Volk erlitten haben, wurden sie mit dieser Aufgabe belohnt.

Wenn einem Mitmenschen etwas zustößt, muss man ihm beistehen und helfen. Es ist eine der am schwierigsten zu verwirklichenden Charaktereigenschaften, das Leid eines anderen wie sein eigenes mitzufühlen, wie es zum Beispiel bei Raw Arye Lewin war, der einem Arzt sagte: "Das Bein meiner Frau schmerzt uns." Leichter ist es, wenn man den selber Schmerz schon einmal selber erlebt hat - dann ist es wesentlich leichter, der Person beizustehen. Die Vorarbeiter haben in Ägypten sehr viel Leid erlitten. Daher waren genau sie die richtigen Führer für das Volk, die es anders als so manche andere Führungspersönlichkeiten verstehen, dass ihre Untertanen Sorgen haben, auf die man eingehen muss.


Die westliche Flamme ("Ner Ma'arawi") auf der Menora hat zuerst im Mischkan in der Wüste 40 Jahre, und später im Tempel in Jerusalem 360 Jahre durchgehend gebrannt. Aus dem Wortlaut in der dieswöchigen Parascha geht aber hervor, dass der Kohen Gadol die Flamme entzünden soll. Für diesen scheinbaren Widerspruch gibt es mehrere Erklärungen:

Eine Erklärung besagt, dass die sechs anderen Flammen täglich durch den Kohen Gadol entzündet wurden, der damit diese Mizwa erfüllte.
Einer anderen Erklärung nach musste der Kohen Gadol die Flamme täglich auslöschen, um sie dann wieder neu zu entzünden.
Nach einer dritten Erklärung schließlich fügte er täglich etwas Öl zur Flamme hinzu, denn die Brenndauer einer Flamme zu verlängen ist - wie wir auch bei den Halachot von Schabbat sehen - dem eigentlichen Entzünden gleichzuhalten. Wir sehen also, dass der Kohen Gadol etwas fortsetzte, wobei er natürlich - wie immer, wenn man einen Weg fortsetzt - wissen musste, wer diese Kette begonnen hat.


In der Parascha dieser Woche sprechen Miriam und Aharon, die beiden Geschwister von Mosche, darüber, dass Mosche sich seit der Toragabe von seiner Frau Zippora getrennt hat. Da sie selber als Propheten auch ihr Familienleben weiterführen konnten, verstehen sie nicht, wieso Mosche das nicht auch tut.

Nachdem das geschehen war steht in der Tora, dass G'tt "plötzlich" die drei Geschwister versammelte, um Miriam und Aharon zurechtzuweisen. Für das Wort "plötzlich" gibt es zwei Erklärungen:

G'tt erschien Miriam und Aharon normalerweise im Traum. Nur Mosche war so nahe zu G'tt, dass er jederzeit bereit und spirituell rein sein musste, um in Kontakt mit G'tt zu treten. Seine Geschwister irrten im Glauben, genauso Propheten zu sein wie ihr Bruder. Das machte ihnen G'tt sehr anschaulich, indem er ihnen "plötzlich" erschien, wie er es sonst nur bei Mosche tat. Laschon Hara geschieht oft, weil man nur einen Teil des ganzen sieht, und daraus voreilige Schlüsse zieht.

Hätten Miriam und Aharon erfahren, dass sie Mosche unrecht getan haben, hätten sie sofort bereut und Tschuwa gemacht. Dann wären sie natürlich auch nicht bestraft worden. G'tt musste sie aber in diesem Fall bestrafen, denn vom persönlichen Angriff auf Mosche abgesehen wurde hier ja auch Mosche als Prophet und als Mann G'ttes angegriffen. Wären Miriam und Aharon nicht dafür bestraft worden, hätte das zu einem großen Ansehensverlust für Mosche geführt, woraufhin man ihn und seine Lehre, die Tora, nicht mehr so respektiert hätte wie früher. Deshalb erschien G'tt den beiden "plötzlich", um ihnen keine Chance zum Bereuen vor der Bestrafung zu geben.


Am ersten Tag nach der Einweihung des Stiftszelts in der Wüste waren Nadaw und Awihu, zwei der Söhne Aharons, verstorben. Mosche hatte daraufhin ihre Cousins Mischael und Elzafan beauftragt, die beiden zu begraben, wodurch sie aber für sieben Tage rituell unrein wurden. In der dieswöchigen Parascha kommen diese beiden Cousins zu Mosche und beschweren sich, dass sie wegen der Unreinheit vom Pessach-Opfer ausgeschlossen sind. Mosche wendet sich daraufhin sofort an G'tt, um ihn zu fragen, wie diese Anfrage zu beantworten ist. Daraufhin wird Pessach Scheni, eine zweite Gelegenheit für das Pessach-Opfer, für solche, die beim ersten verhindert waren, eingeführt.

Bemerkenswert ist, dass Mosche sich mit diesem Anliegen sofort an G'tt wendet. In anderen Fällen hat sich Mosche mehr Zeit gelassen, um das Anliegen vor Haschem zu bringen. Es gibt nur eine andere Stelle, wo Mosche sich auch sofort ohne Verzögerung an G'tt gewendet hat.
Ein Mann namens Zlofchad verstarb in der Wüste und hinterließ nur Töchter. Als das Land Israel an das Volk verteilt wurde, erhielten nur Männer einen Teil, Frauen hatten kein Erbrecht. Die Töchter Zlofchads gingen daraufhin zu Mosche, der dann von G'tt die Antwort erhielt, dass die Beschwerde der Töchter berechtigt ist, und sie den Anteil ihres Vaters erben.

Gemeinsam ist diesen beiden Fällen, dass eine Gruppe von Menschen besondere Liebe zu den Mizwot oder zu Erez Israel gezeigt hat. Die Cousins von Nadaw und Awihu waren von der Mizwa des Pessach-Opfers befreit, aber es war ihnen so wichtig, diese Mizwa erfüllen zu können, dass Mosche sich veranlasst sah, sich sofort an Haschem zu wenden.
Die Töchter Zlofchats wollten unbedingt ihren Anteil am Land Israel, als sich - nach der Episode mit den Kundschaftern - der Großteil des Volkes vor diesem Land vor allem fürchtete, und gar nicht dorthin wollte. Auch diese besondere Liebe zum Land Israel veranlasste Mosche, umgehend mit Haschem zu sprechen.

Wir lernen daraus, dass wir uns bemühen sollen, jede Mizwa so gut wie möglich zu erfüllen. Wir dürfen nicht bei den ersten Schwierigkeiten aufgeben, sondern sollten uns bemühen, soviel Einsatz für die Erfüllung der Mizwot zu zeigen, wie die Cousins von Nadaw und Awihu.


Am Ende der dieswöchigen Parascha spricht Miriam, die Schwester von Mosche, Laschon Hara (Üble Nachrede) über ihren Bruder, weshalb sie als Strafe einen besonderen Ausschlag, Zaarat bekommt. Sie musste dann sieben Tage alleine leben, bevor sie geheilt wurde und weiter mit dem Volk ziehen konnte. Währenddessen wartete das ganze Volk auf sie.

Die Gmara stellt die Frage, weshalb das restliche Volk, immerhin einige Millionen Menschen, nicht vorgegangen ist, sondern auf eine einzige Person gewartet hat.
Miriam hat auf Mosche, als dieser im Nil ausgesetzt wurde, noch 15 bis 20 Minuten gewartet und hat ihm aus der Entfernung nachgeschaut. Ihre Belohnung für diese Sorge um ihren Bruder war, dass das nun das ganze Volk eine Woche lang auf sie wartete. An der Dimension - eine viertel Stunde im Vergleich zu einer Woche, eine Person im Vergleich zum gesamten Volk - sieht man, in welchem Ausmaß G'tt gute Taten belohnt. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass man viel tut, und es schon genug ist, soll man sich der Belohnungen bewusst sein, die G'tt für einem gute Taten zuteil werden lässt.